: Ein Fehler zu viel
Klaus Zumwinkel tritt als Vorstandsvorsitzender der Post AG zurück. Angela Merkel und Kurt Beck begrüßen dies
KÖLN taz ■ Das war’s. Nur einen Tag nach der spektakulären Durchsuchung seiner Kölner Villa hat Klaus Zumwinkel hingeworfen. Der unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung stehende Post-Chef werde sein Amt „im Interesse des Unternehmens“ zur nächsten Aufsichtsratssitzung niederlegen, bestätigte die Deutsche Post am Freitag in Bonn. Die soll am Montag stattfinden. Bis dahin bleibe Zumwinkel „formal“ Vorstandschef.
Der Rücktritt sei seine „persönliche Entscheidung“ gewesen, die der 64-Jährige nach Beratung mit seiner Familie getroffen habe, betonte Konzernsprecher Manfred Harnischfeger. Eine Alternative hatte er aber nicht. Der Druck war zu groß. So bezeichnete Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) den Abgang als „notwendig“. Es wäre der Öffentlichkeit nicht vermittelbar, „dass jemand, der zugibt, dass er dem Tatbestand der Steuerhinterziehung entspricht, in dieser Funktion bleibt“. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den Rücktritt: „Ich halte diesen Schritt für unvermeidbar nach dem, was geschehen ist.“ Der Bund ist Großaktionär der Post AG. „Der Fall Zumwinkel ist die Spitze des Eisbergs“, sagte Ulrich Maurer, der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion. Die „Kette des Sittenverfalls“ sei „endlos“. SPD-Vorsitzender Kurt Beck forderte eine Überprüfung des Strafmaßes „für solche Steuervergehen schwerster Art“. Zudem dürfe es in einem möglichen Strafverfahren keinen „Deal“ geben. Das würde dem Gerechtigkeitsempfinden der Menschen „tief widersprechen“.
Demgegenüber kritisierte der frühere Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) das Verhalten der Justizbehörden. „Diese öffentliche Inszenierung der Ermittlungen“ sei eines Rechtsstaats „unwürdig“. Zumwinkel werde „quasi standrechtlich erledigt“, bevor seine Schuld feststehe.
Zumwinkel, der fast 19 Jahre an der Spitze der Post stand, wird auch den Vorsitz in den Aufsichtsräten der Deutschen Telekom und der Postbank räumen. Eigentlich hatte Zumwinkel, der über hervorragende Kontakte in Wirtschaft und Politik verfügt, im Herbst dieses Jahres ganz unspektakulär in Ruhestand gehen wollen. Fehler dürfe man machen, hat Zumwinkel einmal gesagt, „nur nicht zu viele“. Das gilt auch für ihn selbst.
Als potenzieller Nachfolger wird Logistikvorstand Frank Appel gehandelt. Auch Finanzvorstand John Allan könnte vorläufig die Geschäfte führen.
PASCAL BEUCKER