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Archiv-Artikel

Kommerz und Kunst

Nach dem Aus für „U 2 Alexanderplatz“ fühlt sich Wall von der NGBK zu Unrecht an den Pranger gestellt

Kommerz statt Kunst. Das war die Botschaft der vergangenen Woche, als sich die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) darüber beklagte, dass das Künstlerprojekt „U2 Alexanderplatz“ bei der Wall AG auf keine Gegenliebe mehr stoße. Die neue Botschaft formuliert die Pressesprecherin der Stadtmöbel- und Werbefirma, Beate Stoffers, so: „Kunst findet in den seltensten Fällen ohne Kommerz statt.“

Stoffers und Vorstandsmitglied Stephan von Wrede hatten am Dienstag zum Hintergrundgespräch in die Unternehmenszentrale in die Friedrichstraße geladen. Dass die Wall AG plötzlich als Verhinderer von Kunst und Kultur in die Schlagzeilen kommt, wollen sie so nicht stehen lassen. Entsprechend lang ist die Liste der geförderten Kulturprojekte, die die Wall-Vertreter den Journalisten mitgebracht haben. „Wir geben fast 10 Prozent unseres Nettogewinns für Sponsoring aus“, sagt von Wrede.

Vor allem aber ist der Wall AG daran gelegen, den Schwarzen Peter für das Aus des Künstlerprojekts am Alexanderplatz zurückzugeben. „Die Verträge, die die NGBK mit der BVG hatte, liefen Ende Februar aus“, sagt Stoffers. Als die Wall AG die U-Bahn-Werbung vom französischen Konzern VVR Decaux kaufte, habe es keinerlei Verpflichtungen gegeben. Dennoch habe sich Wall zu Gesprächen mit der NGBK bereit erklärt und angeboten, die Werbeflächen am Alexanderplatz neun Monate im Jahr nutzen zu können. „Auf dieses Angebot haben wir bis heute keine Antwort“, ärgert sich Stoffers. Stattdessen habe die NGBK die Verhandlungen für gescheitert erklärt. „Ein solche Aggressivität mitten in Verhandlungen haben wir noch nicht erlebt.“

Ganz anders hört sich das bei Benita Peechaczek von der NGBK an. „Wir haben bei den Verhandlungen mehrfach erklärt, dass neun Monate für uns keine Planungssicherheit bieten.“ Das Projekt am Alexanderplatz werde es deshalb nicht mehr geben. Gleichwohl stehe man dem Angebot von Wall, ein neues Projekt an anderen Bahnhöfen zu beginnen, aufgeschlossen gegenüber. Das Projekt am Alex hieß übrigens „Kunst statt Werbung“.

UWE RADA