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Telekom will noch weiter schrumpfen

Gewerkschaft Ver.di befürchtet, dass der Konzern bis zu 10.000 weitere Stellen streicht, ohne Alternativen für die Beschäftigten zu entwickeln. Dabei hat das Bonner Unternehmen derzeit eigentlich schon genug Probleme

KÖLN taz ■ Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di warnt vor einem drohenden Verlust von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen im Netzbetrieb der Deutschen Telekom AG. „Das ist eine reale Befürchtung, die wir haben“, sagte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder der taz.

Der Arbeitsplatzverlust könnte eine Folge des Ausbaus des Glasfasernetzes und der Zusammenführung unterschiedlicher Sprach- und Datennetze mit Internettechnik sein. Laut Schröder rechnen Telekom-Manager wegen der technischen Veränderungen perspektivisch mit etwa 30 bis 50 Prozent weniger Personal im Netzbetrieb. Derzeit sind dort rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigt. Schröder, der auch Vizevorsitzender des Telekom-Aufsichtsrats ist, forderte den Konzern zu eindeutigen Aussagen auf: „Man muss den Menschen sagen, was man plant.“

Erst in der vergangenen Woche hatte T-Systems-Chef Reinhard Clemens mitgeteilt, dass bis 2010 jährlich 3.000 bis 4.000 Stellen in der Geschäftskundensparte der Telekom gestrichen werden sollen. Er sei „immer wieder aufs Neue überrascht, wo noch Personal eingespart werden soll“, sagte Schröder. „Die Telekom sollte sich darauf konzentrieren, den Kunden einen einzigartigen Service zu bieten, und endlich damit aufhören, beim Personalabbau einzigartig wirken zu wollen.“

Unterdessen weiten sich die Proteste in Griechenland gegen den geplanten Einstieg der Deutschen Telekom bei Hellenic Telecom (OTE) aus. Mit einem zunächst auf drei Tage beschränkten Streik ab dem heutigen Mittwoch will die OTE-Gewerkschaft (OME-OTE) verhindern, dass der deutsche Telefonriese die Kontrolle über den ehemaligen Staatskonzern gewinnt. „OTE ist ein Teil Griechenlands und steht nicht zum Verkauf“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Gewerkschaft befürchtet Jobabbau und Einkommenseinbußen. OME-OTE will am Freitag über weitere Kampfmaßnahmen bis hin zu einem unbefristeten Ausstand entscheiden.

Hellenic Telecom ist Griechenlands führendes Fernmeldeunternehmen mit Töchtern in Bulgarien, Rumänien, Albanien und Mazedonien. Letzte Woche hatte die Telekom angekündigt, zunächst der griechischen Marfin Investment Group ihre knapp 20-prozentige Beteiligung an OTE für rund 2,5 Milliarden Euro abzukaufen. Der Deal steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass die griechische Regierung bereit ist, weitere Anteile an den Bonner Konzern abzugeben und ihm auch Einfluss auf das Management zuzugestehen. Mit einem Anteil von 28 Prozent ist der griechische Staat derzeit noch größter OTE-Anteilseigner.

Seit längerem schon sucht Griechenlands konservative Regierung um Ministerpräsident Kostas Karamanlis nach einem strategischen Partner für OTE. Bisher sträubte sie sich allerdings dagegen, Kontrolle über den Konzern abzugeben. Gegenüber der Telekom zeigt sie sich jetzt jedoch flexibel. „Wir denken an eine Art geteiltes Management“, sagte Wirtschafts- und Finanzminister Giorgos Alogoskoufis der Zeitung Eleftherotypia. Einzelheiten stünden aber noch nicht fest. PASCAL BEUCKER

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