: Banken in der Krise
GROSSBRITANNIEN. Er hat die fünftgrößte britische Hypothekenbank Northern Rock an den Rand des Bankrotts geführt. Der frühere Geschäftsführer Adam Applegarth hinterließ 24 Milliarden Pfund Schulden, in den kommenden zwei Jahren werden 2.000 Jobs gestrichen. Zum Abschied zahlte ihm die Bank fast 1 Million Euro.
Die generöse Abfindung hat bei Politikern und Medien Empörung ausgelöst. Schließlich hielt sich die Bank nur durch einen Notkredit bei der Zentralbank im September über Wasser und wurde im Februar zwangsverstaatlicht. Die Kosten tragen die Steuerzahler.
Die Finanzaufsicht hat Fehler bei der Northern-Rock-Krise eingeräumt. In einem internen Bericht hieß es vorige Woche, dass man wegen ständigen Personalwechsels und einer Vielzahl von Ereignissen überfordert gewesen sei. Die Angestellten hätten die Risiken unterschätzt und keine Berichte vorgelegt. Nun will man neue Spezialisten einstellen und die Kontrollen verschärfen.
Northern Rock ist wohl nicht das letzte britische Opfer der Krise am US-Immobilienmarkt. Die Banken HSBC und Barclays mussten Milliardenkredite abschreiben. Und Paragon, eine Bank, die sich auf Kredite für den Kauf von Mietobjekten spezialisiert hat, steht kurz vor der Übernahme. RASO
SPANIEN. Größere Beträge haben spanische Fonds und Investorengruppen auf dem US-Immobilienmarkt nicht angelegt. Dafür hat Spanien seine eigene Immobilienkrise: „Der Anteil der Backsteine an den Bilanzen macht Angst“, sagte kürzlich der Präsident der größten Sparkasse, Caja Madrid. Nirgends in Europa hat der Bausektor im vorigen Jahrzehnt so geboomt wie in Spanien. Die Wohnungspreise stiegen bis zu 500 Prozent. Jetzt platzt die Blase. Im ersten Quartal wurden 28 Prozent weniger Wohnungen verkauft als im gleichen Zeitraum des Vorjahres; die Preise fallen.
Zwar gibt es in Spanien keine Risikohypotheken wie in den USA, doch waren die Banken bei der Kreditvergabe alles andere als vorsichtig. Auf Anzahlungen wurde oft verzichtet oder eine Bescheinigung über Schwarzeinkünfte als Ergänzung zum Lohnzettel akzeptiert.
Jetzt rächt sich diese Politik. Insgesamt stehen die Spanier bei den Banken mit einem Betrag in der Kreide, der dem Bruttoinlandsprodukt des Landes entspricht. 60 Prozent der Kredite entfallen auf Immobilien. Aus diesem Bereich melden die Banken Zahlungsrückstände von 6,1 Milliarden Euro. Noch liegt die Zahlungsunfähigkeit bei 1 Prozent. Doch den Vorhersagen zufolge soll das bis zum Jahresende auf 5 Prozent wachsen. Dann würden die Rücklagen der Banken nur für ein Jahr reichen. RW
FRANKREICH. 7 Milliarden Euro hat die zweitgrößte französische Bank, die Société Générale, auf einen Schlag verloren. Offiziell sind dafür vor allem die Spekulationen des 31-jährigen Traders Jérôme Kerviel verantwortlich. Immerhin 2 Milliarden Euro der Verluste stammen aus Spekulationen in den USA.
Nur im Vergleich mit Kerviels Rekordspekulationen nehmen sich die Auswirkungen der US-Finanzkrise in Frankreich harmlos aus. Tatsächlich genügten sie, um die Société Générale zu zwingen, ihr Kapital aufzustocken, um solide zu bleiben. In aller Eile musste die Bank 5,5 Milliarden Euro auftreiben. Um eine Ausweitung des Schadens auf andere Banken zu verhindern, kamen die französische Regierung und die Banque de France zu Hilfe. DORA