: Barmbek Girl Style Now!
Nicht nur „blutiger Anfängerinnenrock“. Neun Bands und Solokünstlerinnen von Rock bis Rap präsentieren sich beim vierten „Mädchen rocken Barmbek“-Festival heute Abend auf Kampnagel
„Don’t fall in love with the guitarist, be the guitarist“, hieß es plötzlich Anfang der 90er in der HC-Punk-Szene von Washington. „Revolution Girl Style Now!“ statt „Instant Macho Gun Revolution“. Die große Überzahl an Männern auf der Bühne mit ihrem „beergutboyrock“ begann eine zunehmende Zahl von Frauen und Mädchen aus subkulturellen Zirkeln zu nerven. Platten, Bücher und Fanzines, „die UNS ansprechen, in denen WIR uns mit eingeschlossen und verstanden fühlen“, forderte das in einer Reihe von Fanzines veröffentlichte „Riot Grrrl Manifesto“. Nicht weniger als zu versuchen, „die psychischen und kulturellen welten von mädchen und frauen in ihren eigenen begriffen zu retten“, hatten sich die wütenden Grrls vorgenommen. Andere sollten ermutigt werden „angesichts all der unsicherheiten und des männer-sauf-rocks, der uns vermittelt, dass wir keine instrumente spielen können“. Von Beginn an deshalb von zentraler Bedeutung: „die unterstützung und die stärkung von mädchenszenen und künstlerisch aktiven mädchen“.
Seitdem ist viel passiert. Seit 2000 tritt ein weltweit wachsendes Netz von „Ladyfesten“ das Erbe der „angry grrls“ an und entwickelt die Idee auf mehrtägigen Veranstaltungen mit Workshops, Konzerte, Partys, Lesungen, Filmen, Ausstellungen und Diskussionen weiter. Längst werden aber auch jenseits subkultureller Netzwerke nicht nur die Verhältnisse von zunehmend mehr Frauen zum Tanzen gebracht.
Zum bereits vierten Mal findet nämlich heute Abend auf Kampnagel das Festival „Mädchen rocken Barmbek“ statt, das jungen Bands und Solo-Künstlerinnen zwischen 12 und 25 Jahren eine regelmäßige Bühne und Plattform zur Vernetzung bietet. Organisiert wird das Ganze nicht von einer autonomen Veranstaltungsgruppe, sondern von Projekten wie „Lass 1000 Steine rollen“ („Rock statt Drogen“), dem Kulturhaus Dehnhaide, dem Kinder- und Familienzentrum Barmbek-Süd und von Kampnagel, gefördert vom Bezirksamt Nord und der Kulturbehörde.
In diesem Jahr eifern neun Bands und Solo-Künstlerinnen um die Gunst des sicher nicht nur weiblichen und im Übrigen alkohol- und drogenfreien Publikums. Wirklich bekannt ist von ihnen niemand. Und obwohl die Ankündigung ausdrücklich davon spricht, dass das musikalische Spektrum auch „blutigen Anfängerinnen-Rock“ einschließt: der erste Auftritt ist es für die meisten nicht. Maike, Saskia, Nadine und Leonie von „made.mad“ aus Geesthacht standen schon vor einem halben Jahr auf der Bühne des dortigen Juz und in Frankreich haben sie auch schon gespielt. Und die Punk’n’Rollerinnen von „Hangmans Reputation“ aus Heersum bei Hildesheim haben bereits eine Platte veröffentlicht: Die Single „Spießerheld“, und die ist sogar schon ausverkauft.
Aber wie gesagt, es sind insgesamt neun Bands: Pop gibt es von „Vorm Durchbruch“ und „Snapshot“, um den Rock kümmern sich die „ÖKoBAnd“, „made.mad“ und „Hangmans Reputation“, „capture the light“ machen Metal, Farina beschreibt sich als „Singer-Songwriterette“ und von „White Russian“ und „Linda Passagier & Dinka“ gibt es Raps.
ROBERT MATTHIES
Sa, 19. 4., 18 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20 Infos zum Projekt „Lass 1000 Steine rollen“: www.lass1000steinerollen.de; Musikzentrum Trockendock: Elsastr. 41, ☎ 040 / 27 38 77, www.trockendock-hamburg.de