urdrüs wahre kolumne
: Schanze wieder gut drauf!

Einen Schlummertrunk nahm ich nach der Maikundgebung in einer niedersächsischen Kleinstadt zusammen – wenn auch nicht auf vollständig gemeinsamer Basis – mit Sozialdemokraten der Senioren-Arbeitsgemeinschaft 60 plus ein. Während wir gemeinsam die Höhepunkte dieses Tags der Arbeiterklasse durchhechelten, wurden über Radio die aktuellen Maikrawalle aus Kreuzberg und dem Hamburger Schanzenviertel rezensiert und die Veteranen nickten sichtlich erfreut mit den Köpfen: „Da kommt jetzt langsam wieder Zuch rein“, wagte sich einer vor, während die anderen meinten: „Ja, wenn ich noch jung wär und werfen und laufen könnte – ich wäre dabei.“ Immerhin beschloss die Runde, wieder mal öfter zu Boulen: „Das trainiert doch ungemein.“

Nach bekannter alter Weise wurde auf den Mitgliederversamlungen von GAL und CDU in gleicher Weise inbrünstig gesungen: „Für eine grün-schwarze Zukunft / Geben wir jetzt jeden Grundsatz auf.“ Immerhin haben einige GALier diesen pervertierten Einheitschor mit schrägen Tönen verlassen. Gleich mal eine Frage an die Zocker unter uns: „Welche Quoten bieten die Wettbüros denn derzeit dafür, dass das Kohlekraftwerk Moorburg NICHT in dieser Legislaturperiode gebaut wird?“ Nehme jedenfalls an, dass man da durchaus 14 : 1 abgreifen könnte!

Ich glaube nicht, dass die Kreißsaal-Werbung für den SV Werder an grundsätzlichen Einsichten scheiterte. Befürchte eher, dass sich angesichts der jüngsten Niederlagen der Grün-Weißen die Frühkindpsychologen dagegen stark gemacht haben „Wo soll dass hinführen, wenn schon Kleinstkinder damit konfrontiert werden, bereits beim Start ins Leben der Loser-Schicht anzugehören?“ Schon jetzt liegt die Behandlungsquote für kindliche Macken in Bremen bei nur 15 Prozent.

Zum ersten autofreien Tag am 18. Mai in Hannover will Umweltdezernent Hans Mönninghoff zeigen, „dass wir auch ohne Autos toll sind“. Ein Autofahrverbot wurde deshalb auch nicht erlassen – Hannoveraner schwappen ja über vor Einsichtsfähigkeit!

Zum festen Programm des norddeutschen Spargelbauer-Gesindels gehört seit Jahren die Mär von den deutschen Arbeitslosen, die für den Job des Spargelstechens zu faul und zu blöd seien – was natürlich nur funktionierte, solange sich der Pole noch mit 4,20 Euro die Stunde, einem Schlafplatz im Silage-Container und Kost aus dem Schweinetrog zufrieden gab. Inzwischen aber bietet ein Unternehmen aus Wolfsburg die vollautomatische Spargelstechmaschine an – und so darf aus der guten Stube der Stangen-Agrarier weiter gepöbelt werden.

Eine Bremer Schokoladenfabrik der produktbezogen feineren Art hat sich schon früher hervorgetan mit Erpressungsversuchen gegenüber der Politik: „Wenn tatsächlich Drogenabhängige in Geschäftsführers Wohnviertel angesiedelt werden, machen wir ab und davon.“ Jetzt hat die gleiche Bande mit ähnlichen Drohungen sich gegen die Umweltzone ausgesprochen – prompt werden die Planungen verschoben. Da kommt einem doch glatt die Stadtmusikantenskulptur in Schoko wieder aus dem Hals! Meint jedenfalls erfahrungsweise ULRICH „Schokokuss“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, würde auf die Veteranen der Sozialdemokratie nie etwas kommen lassen.