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Archiv-Artikel

Eru – vom Aussterben bedroht

Das traditionelle Gemüse war vor allem für die Frauen in Zentralafrika eine sichere Einnahmequelle: die Geschichte von Nutzung, Übernutzung und Nachhaltigkeit

Eru (Genetum spp) ist ein wichtiges, wild wachsendes Gemüse in Zentralafrika. Es wird von vielen Stämmen im Kongobecken genutzt. In Kamerun ist die Nutzung von Eru vor allem beim Stamm der Bayangi im Südwesten verbreitet. Besonders wegen seines hohen Proteingehalts ist es geeignet, vor allem in ärmeren Haushalten Fleisch zu ersetzen. Die Pflanze wird aber auch als Medikament verwendet.

In der Vergangenheit haben die Bayangi das Gemüse voller Eifersucht geschützt und nutzten es nur für ihren eigenen Bedarf. Vor allem wegen der steigenden Nachfrage der Menschen aus den Städten begann man, mit Eru zu handeln. Der Verkauf wurde zu einer wichtigen Einkommensquelle. Das zusätzliche Einkommen führte dazu, dass die Frauen, in deren Zuständigkeit das Sammeln fällt, finanziell unabhängiger wurden. In manchen Stämmen ist den Frauen das Sammeln von Eru aus diesem Grund verboten. Allerdings mit wenig Erfolg, da der Zugang zum Wald frei ist.

Aus finanziellen Gründen begannen auch Menschen aus den benachbarten Städten mit der Ernte. Die ökonomische Krise in den 80er-Jahren und die zurückgehenden Einnahmen aus der Kaffee- und Kakaoproduktion verstärkten diese Entwicklung noch. Schnell wurde es schwierig, Eru für den eigenen Bedarf zu bekommen. Die Frauen mussten oft tagelange Fußmärsche in den Urwald unternehmen, um eine Hand voll zu finden. Sie verloren eine wichtige Einkommensquelle und waren vom Verlust eines Kulturguts bedroht. Alle Versuche, das Problem anzugehen, waren von geringem Erfolg.

Erst Ende der 90er-Jahre wurde vom Mount Cameroon Project gemeinsam mit dem botanischen Garten in Limbe eine Untersuchung zum Verlust der Kultur und der Zerstörung der Wildnis durch die forcierte Ernte und Entnahme erstellt, in deren Folge ein System entwickelt wurde, welches es den Farmern ermöglichte, selbst Eru anzubauen. Schließlich wurden Gruppen von Farmern in die neue Methode im Rahmen des CENDEP eingeführt. Seit dem Jahr 2000 wurden hunderte von Farmern unterrichtet. Viele bauen heute Eru mit sehr zufrieden stellenden Ergebnissen in ihren eigenen Gärten an. In der Hoffnung, dass diese Quelle nie versiegen wird.

WIRSIY ERIC FONDZENYUY