Konferenzschaltung über die Epochen hinweg

Hey, Bo Diddley! Oh, Bo Diddley!

In der Musik von Bo Diddley ist schon auch das Baumwollfeld zu hören, auf dem die Schwarzen bei der Arbeit schwitzten. Dazu sangen sie. Call and Response, wie es die Sklaven aus Afrika mitgebracht haben: Anrufung und Antwort, Vorsänger und Chor. Wobei Bo Diddley das halt gleich in Personalunion erledigt hat.

Bo Diddley, Bo Diddley, have you heard?

Im Medienzeitalter klappt das mit der Anrufung/Bestätigung auch über die Epochen hinweg. Eric Burdon und die Animals etwa hörten auf Bo Diddley. Sie coverten gleich eine Reihe seiner Songs und sorgten so dafür, dass mit dem Mann an der Kastengitarre auch nicht das Original vergessen wurde. Womit man schon in den Sechzigern ist, die ja ganz bestimmt als das ikonische Jahrzehnt der Popmusik gelten. Immer noch. Das muss seine Gründe haben. Ich vermute mal, dass es mit an der massenhaften Selbstorganisation in Bands lag, die erst einmal den Rock ’n’ Roll retteten, indem sie sich schlicht im Nachspielen an ihm maßen, Anfang der Sechziger, an Chuck Berry, Little Richard, Bo Diddley. Denn sonst hätte man ihn vielleicht vergessen, weil es durchaus Anzeichen dafür gab, dass diese Musik als Zwischendurchmode schon wieder im Niedergang begriffen war. Wichtiger noch: das Prinzip der Selbstermächtigung. Nicht mehr Musik für Jugendliche wurde in den Sechzigern gemacht, sondern durch sie. Im Kollektiv der Band. Was immer wieder neu exaltiert. Immer wieder werden die Sechziger neu entdeckt.

In den Achtzigern waren das die Fuzztones. Bis in die Orgelwindungen hinein und den Fuzzgitarren klangen sie genau wie die vielen B-Beatbands, die es in den Sechzigern halt auch noch gab. Auch sie gruben die Originale aus, die dann über die Fuzztones wiederentdeckt wurden und heute als Garagenrock-Revival gar nicht mehr von den Bühnen zu bekommen sind. Andere Sechziger aber hört man hier: Rauer. Unerbittlicher. Noch mehr Lärm. Abseits des „offiziellen“ Kanons mit den üblichen BeatlesRollingstonesKinks…

Ohne Bo Diddley aber geht gar nichts. Auf dem Album „Songs We Taught the Fuzztones“, eine Sammlung also mit den Originalen, die mal von den Fuzztones gecovert wurden, findet sich von Diddley „I’m The Greatest Lover In The World“.

Am vergangenen Montag ist Bo Diddley gestorben (Oh, Bo Diddley!).

Jetzt am Montag spielen die Fuzztones im White Trash (Hey, Bo Diddley!). THOMAS MAUCH