inselkoller : Zu wenig Gefühl
„Public viewing“, die Übertragung der Europameisterschaft auf Großleinwände an öffentlichen Orten, gibt es in England nicht. Wozu auch? Laut Psychologen liegt der Sinn dieses Rudelguckens, wie es 1Live-Hörer eingedeutscht haben, in den „simultan entstehenden Emotionen, wie zum Beispiel die Freude über den Sieg des bevorzugten Teams oder die Trauer über die Niederlage“. Und was ist mit der Verzweiflung über die Nichtteilnahme? Vielleicht könnte man die englische Mannschaft ja in den „Big-Brother“-Container sperren und ihr Treiben auf Leinwänden am Piccadilly Circus übertragen. Den Begriff „Public Viewing“, der seit der Weltmeisterschaft 2006 im deutschen Sprachgebrauch etabliert wurde, hat sich eine Magdeburger Firma als Wortmarke eintragen lassen. Ein Scheinanglizismus, wie viele Blogger hämisch meinen, ist es jedoch nicht. Allerdings wird der Begriff im Englischen weiter gefasst und beinhaltet auch allerlei anderes wie Kunstausstellungen, Theatervorführungen, die öffentliche Aufbahrung von Toten und Filmvorführungen. Einen „Beamer“ sollte man für das „Public Viewing“ übrigens nicht verwenden: Das ist nämlich wirklich ein Scheinanglizismus. Im Englischen ist es der Kosename für einen BMW. RALF SOTSCHECK