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Archiv-Artikel

Campen mit Kraftwerken

Das bundesweite „Klima und Antira-Camp“ hat mit 800 Teilnehmern begonnen. Mehr als 1.000 Menschen nahmen am Samstag an der „Begrüßungsdemonstration“ durch die Innenstadt teil

VON KAI VON APPEN

Mit einem Plenum hat das erste gemeinsame bundesweite „Klima- und Antira-Camp“ am Sonntag begonnen. Obwohl vieles auf dem Platz neben dem Volkspark wegen der kurzfristigen Planung improvisiert werden musste, funktioniert die Eigenversorgung durch Sonnenenergie für die bislang 800 TeilnehmerInnen einwandfrei. „Die Infrastruktur steht, die Atmosphäre ist gut,“ sagt Tadzio Müller vom Klima-Camp.

So konnten die Aktivisten der Gruppe „Gegenstrom 08“ bereits ihr erstes Blockadetraining absolvieren – eine Form des zivilen Ungehorsams, wenn kommenden Samstag die Baustelle des Kohlekraftwerks Moorburg „stillgelegt“ werden soll. „Wir wissen, dass das verboten ist“, sagt der Trainer. Daher würden die Leute darauf vorbereitet, wie ein Zaun zu überwinden sei, um den Bauplatz zu besetzen. Und wie sie sich verhalten müssten, wenn die Polizei eine Blockade räume.

Heute um 11 Uhr laden die Antira-AktivistInnen unter dem Motto „Wo Hamburg wächst und Rassismus gedeiht“ zu einer Schnitzeljagd ein, die an Orte des Rassismus, Kolonialismus, der Rüstung und Überwachung führt. Am Dienstag besuchen sie die Bundespolizei-Akademie in Lübeck, wo Lehrgänge für den Einsatz bei der EU-„Grenzschutzagentur Frontex zur Bekämpfung der illegalen Migration“ abgehalten werden. Frontex ist durch Operationen im Mittelmeer und den kanarischen Inseln bekannt geworden, bei denen Flüchtlinge an der Einreise in die EU gehindert wurden.

Die Antira-Aktivisten bereiten sich derweil auf den Aktionstag am Flughafen am Freitag vor. „Wir wollen mit der Flughafenaktion Fluten 3.0 gegen die organisierten Charter-Abschiebungen in Hamburg protestieren“, sagt Bernd Kasperek von der Krawane für die Rechte der Flüchtlinge. Die Hamburger Ausländerbehörde sei „führend bei Sammelabschiebungen“. Gleichzeitig beobachte die Karawane eine „Europäisierung der Ausländerpolitik“, so Kasperek. Europa schotte seine Grenzen immer mehr ab.

Das Doppelcamp von Klima- und Antirassismus-Aktivisten war am Samstag mit einer „Begrüßungsdemonstration“ eröffnet worden. Der „internationale Block“ marschierte voran, insgesamt zogen mehr als als 1.000 Menschen – durch die Hamburger Innenstadt. Eine Seite säumte ein 30 Meter langes Transparent-Geflecht mit Parolen in vielen Sprachen wie: „Jedes Lager ist ein Lager zu viel“ oder „Residenzpflicht abschaffen“. Asylbewerbern ist es immer noch verboten, den ihnen zugewiesenen Bezirk zu verlassen.

Victor Nzuzi, Sprecher der KleinbäuerInnen-Organisation Via Campesina aus dem südlichen Kongo, verwies auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration: „Die armen Bauern sind als erstes vom Klimawandel betroffen“, sagt er, „sie müssen auf dem Regen warten und dann kommt er in großen Mengen.“

Obwohl der Kongo reich an Ressourcen sei, rissen sich deutsche Konzerne diese Reichtümer „unter den Nagel“. Die Regierungen Afrikas seien deren „willfährige Helfer“, sie hätten nichts zu sagen.

Er könne nicht verstehen, dass sich Deutschland abschotte, wenn seine Landsleute hier „ihr Glück versuchen“ wollten, sagte Nzuzi. Sinnvoller wäre es, stattdessen das System zu bekämpfen, das Flüchtlingsströme produziert.

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