: Corny und die Detektive
Der FC St. Pauli hat sich auf die Suche nach illegalen Zahlungsvorgängen gemacht. Bisheriges Ergebnis: Vorgänge in Höhe von 3000–5000 Euro sind anfechtbar. Geschasste Geschäftsstellenleiterin Tatjana Groeteke wird schwer belastet
von OKE GÖTTLICH
Der Präsident ließ erst mal schwarze Kassen verteilen. „Damit hier jeder weiß, worum es geht“, erklärte Corny Littmann, bevor es etwas in Sachen der Vorwürfe um die geschasste Geschäftsstellenleiterin Tatjana Groeteke informationsschwangerer wurde. Punkt für Punkt ging Littmann die Ergebnisse der von ihm initiierten Untersuchungskommission durch. Ziel der Untersuchungen war, den Behauptungen Groetekes nachzugehen, es gebe im Verein „schwarzen Kassen“ und Scheinverträge. Auch von Groeteke selbst erwartete Littmann eine Stellungnahme zu den von ihr vorgebrachten Vorwürfen.
Die blieb sie allerdings schuldig. Sie will erst im Hauptverfahren gegen ihren Rausschmiss auspacken. Auch der noch amtierende Vizepräsident Christian Pothe verweigerte bisher jede Aussage. Ex-Präsident Reenald Koch hatte erklärt, von keiner schwarzen Kasse im Verein gewusst zu haben.
Erstes Ergebnis der Nachforschungen: Aus der Zeit zwischen dem 3. November 2000 und 18. Februar 2002 sind Präsidiumsprotokolle nur lückenhaft vorhanden. „Wir haben Strafanzeige gestellt und der Polizei eine Liste mit den fehlenden Protokollen ausgehändigt“, erklärte Littmann. „Für die Protokollführung war alleine Frau Groeteke zuständig“, wettert er.
In Sachen Scheinverträge präsentiert Littmann drei Fälle. Das Gehalt des Zeugwartes Claus Bubke wurde einer Notiz Groetekes nach im September 2002 angehoben und „auf Wunsch des Mitarbeiters bar ausgezahlt“. Die Geschäftsstellensekretärin Jutta Kadrii arbeitet seit Juli 2001 ohne Vertrag. Dieser wurde durch den Erhalt von Gehaltszahlungen von beiden Seiten juristisch fortgeführt. „Herr Pothe hat trotz mehrfacher Nachfrage von Frau Kadrii diesen Vertrag nie ausgestellt“, behauptet Littmann. Zudem geht es um einen obskuren Zweitvertrag für den in der Jugendabteilung tätigen Ex-Profi Dirk Zander. Ein auf dem Computer gefundenes Memorandum Groetekes vom 7. September an das Präsidium soll beweisen, dass nur Groeteke von diesem Vertrag wusste. „Für die Abteilung, in der Herr Zander arbeitet, ist allein Frau Groeteke zuständig gewesen“, ergänzt Littmann, der eine eidesstattliche Erklärung Zanders vorlegt.
Die vermeintlich illegalen Zahlungsvorgänge beschränken sich nach den Untersuchungen auf Summen in Höhe von 1500 Euro. Dort handelt es sich in einem Fall um eine Kasse in Höhe von 700 Euro, die nach Auskunft des verwaltenden Buchhalters von Groeteke angelegt worden war. Eine weitere wurde in der Merchandising-Abteilung gefunden, in der Einnahmen in Höhe von 777 Euro nicht an die Buchhaltung abgeführt wurden.
Aufgrund dieser Ergebnisse hat der Verein von sich aus einen Antrag auf Lohnsteuerprüfung gestellt und wird Arbeitsamt, Sozialversicherungsträger und Finanzamt nachträglich ordnungsgemäß ausbezahlen. „Die betroffenen Mitarbeiter werden zur Verantwortung gezogen“, schloss Littmann seine Detektivshow.