Führung akademisch

Ole von Beust beim Neujahrsempfang der Bundeswehr. Fischbeker Röttiger-Kaserne wird im Sommer geräumt

„Führung“ ist beim Neujahrsempfang der Führungsakademie der Bundeswehr ein Thema gewesen, das Bürgermeister Ole von Beust aufgrund leidvoller eigener Erfahrungen gerne aufgriff. Die Deutschen hätten aus historischen Gründen ein Problem mit Führung. Es sei zwar wichtig, Führer kritisch zu begleiten, sagte er in der Blankeneser Clausewitz-Kaserne. Die Kritik dürfe jedoch nicht „kleinkariert und intrigant“ sein. Vor 600 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Militär gab von Beust seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass die Bundeswehr im Sommer die Röttiger-Kaserne in Fischbek räumen wird.

Vor dem Bürgermeister hatte sich der Kommandeur der höchsten Ausbildungsstätte der Bundeswehr, Hans-Christian Beck, am selben Thema abgearbeitet. Vor allem in der Politik seien Führungswille und mutige Entscheidungen gefragt. „Der zu häufige Gang nach Karlsruhe zum Bundesverfassungsgericht kann auch als Verantwortungsscheu ausgelegt werden“, tadelte der Generalmajor. Um die gegenwärtige Krise in Deutschland überwinden zu können, sei es nötig, sich auf Vorbilder zu besinnen, eine Wertediskussion zu führen und Zivilcourage zu zeigen.

Ole von Beust nutzte die Gelegenheit, den Schulterschluss mit den USA zu üben. Die Ursache der gegenwärtigen „historischen Zäsur“ liege nicht in einem veränderten Verhalten der Politiker und Militärs, sondern in der Bedrohung durch den Terror.

Zur Schließung der Röttiger-Kaserne sagte von Beust: „Ich halte es für einen Fehler, die soziale Wirklichkeit einer Großstadt der Truppe vorzuenthalten.“ Zuvor hatte der Standortkommandant Hamburgs, Peter Monte, angekündigt, Hamburgs Hausbrigade, die Panzergrenadierbrigade 7, werde sich wohl am 16. Juni mit einem großen Zapfenstreich auf dem Rathausmarkt verabschieden. Gernot Knödler