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Archiv-Artikel

Rumsfeld: Zum Losschlagen bereit

„Wir haben den Punkt erreicht, an dem eine Entscheidung des Präsidenten zu einem Angriff umgesetzt werden kann“, sagt der US-Verteidigungsminister

aus Washington MICHAEL STRECK

Amerikanische und britische Streitkräfte sind für eine Invasion im Irak nun jederzeit einsatzbereit. US-Verteidigungsminister Donald H. Rumsfeld sagte, dass die Truppen ausreichend gerüstet seien. Rumsfeld äußerte sich nicht über die Stärke der am Golf aufmarschierten US-Streitkräfte. Nach Schätzungen von Militärexperten sind mittlerweile rund 150.000 US-Soldaten in der Golfregion stationiert. 40.000 Soldaten hat Großbritannien entsandt. Der Nachschub läuft jedoch kontinuierlich weiter. Bis Anfang Anfang März sollen mehr als 200.000 Soldaten einsatzbereit sein. „Wir haben den Punkt erreicht, an dem eine Entscheidung des Präsidenten zu einem Angriff umgesetzt werden kann“, sagte Rumsfeld im US-Fernsehen.

Wichtigstes Aufmarschgebiet für Soldaten und Kriegsgerät ist das Scheichtum Kuwait. Kleinere Einheiten werden auch in Jordanien in Stellung gebracht.

Der Pentagon-Chef zeigte sich optimistisch, dass sich weitere Staaten einem Militäreinsatz anschließen werden. Das US-Militär sei auch für den Fall vorbereitet, dass der Streit um die Nutzung von türkischen Stützpunkten für den Aufbau einer Nordfront nicht beigelegt werden kann. In diesem Fall „machen wir es auf eine andere Art“, sagte Rumsfeld. Ankara weigert sich bislang, den Amerikanern seine Luftwaffenbasen an der Grenze zum Irak zur Verfügung zu stellen, und verlangt höhere finanzielle Hilfen.

Den Kriegsverlauf stellt man sich im Pentagon idealerweise wie folgt vor: Begleitet von massiven Luftangriffen, greifen Bodentruppen den Irak aus Kuwait, Jordanien und der Türkei an. Bleibt Ankara bei seinem Nein, werden mehr Luftlandetruppen eingesetzt. Präzisionsbomben zerstören die ohnehin schwache irakische Militärinfrastruktur in wenigen Tagen, und US-Panzer dringen in drei Wochen nach Bagdad vor. Widerstand in größeren Städten wird nicht erwartet. Nur in Bagdad befürchtet man einen blutigen und längeren Häuserkampf.

Erstmals sollen Bomben zum Einsatz kommen, die keine physischen Schäden anrichten, stattdessen aber durch hohe elektromagnetische Strahlung Kommunikationswege und die Stromversorgung lahm legen. US-Militärs räumen trotz der Hoffnung auf Massenkapitulationen erhebliche Risiken einer Invasion ein. Die größte Angst: Saddam Hussein sprengt Staudämme, zündet Ölfelder an, benutzt die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde und setzt chemische oder biologische Waffen ein.

In Washington streitet man unterdessen über die Kosten, die ein Krieg verursachen würde. Das Thema ist angesichts der prekären Haushaltslage heikel. Eine Studie für den US-Kongress geht von einem einmonatigen Krieg aus. Dieser würde beim Einsatz von 250.000 Soldaten zwischen 6 und 9 Milliarden Dollar kosten. Der Preis für die folgende Besatzungszeit: zwischen 1 und 4 Milliarden Dollar pro Monat.