: Frieden nicht für Geld
Südkoreas Präsident geht ruhmlos aus dem Amt. Für den Gipfel mit Kim Jong Il sollen Millionen geflossen sein
TOKIO taz ■ Für Kim Dae Jung ist es ein bitterer letzter Tag im Amt. Der ehemalige Dissident und Vorkämpfer für die südkoreanische Demokratie, der für seine Entspannungspolitik gegenüber dem kommunistischen Norden im Jahr 2000 den Nobelpreis erhalten hatte, steht unter Korruptionsverdacht. Vorwürfe, dass das historische Gipfeltreffen mit dem Norden für rund 350 Millionen Euro Schmiergeld an das Regime von Kim Jong Il erkauft worden sei, verstummen nicht.
„Schmutzige Scheckbuchdiplomatie“, nannte es der oppositionelle Abgeordnete Eom Ho-sung von der Großen Nationalpartei. Er verlangte diese Woche erneut eine neutrale Untersuchung über die verfilzten Banden zwischen dem Präsidentenpalast, dem Nationalen Geheimdienst und dem Familienkonglomerat Hyundai, die gemeinsam den Transfer der Riesensumme in den Norden organisiert haben. Korruptionsvorwürfe sind schon vor einem Jahr im Umfeld des Präsidentenpalastes aufgetaucht, als zwei seiner drei Söhne wegen der Annahme von Schmiergeldern rechtskräftig verurteilt wurden. Damals konnte Kim Dae Jung noch glaubwürdig versichern, dass die Söhne ihre illegalen Geschäfte ohne sein Wissen betrieben hatten. In der Auseinandersetzung um das „erkaufte Gipfeltreffen“ trat Kim dagegen beschämt vor die Nation und entschuldigte sich mit den Worten: „Die besonderen Umstände in den Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea verlangten von uns zahlreiche schwierige Entscheidungen.“
Wenn die Entspannungspolitik bis zum Ende seiner Amtszeit reibungslos verlaufen wäre, hätte wohl selbst die Opposition die Überweisung des Geldes als vernünftiges Mittel anerkannt. Doch der Profiteur Kim Jong Il machte seinem Kollegen im Süden einen Strich durch die Rechnung, nachdem er seit dem vergangenen Oktober mit der nuklearen Drohung die gesamte Region verunsichert und viele Errungenschaften der vier Jahre Entspannungspolitik von Kim Dae Jung zunichte gemacht hat.
Kims Nachfolger Roh Moo-hyun, der am Dienstag offiziell das Amt übernimmt, versicherte zwar bislang, dass die Untersuchung gegen Kim eingestellt werde. Geht das Säbelrasseln von Pjöngjang allerdings weiter, dann wird seine Regierung gezwungen sein, der Sache auf den Grund zu gehen. ANDRÉ KUNZ