: Senait über Siegel: Übel
Senait Mehari (26) ist mit dem Song „Herz aus Eis“ die taz-Kandidatin für den Grand Prix in Kiel. Hier schreibt sie ihr Tagebuch.
Ehrlich gesagt hat keiner von uns, die am Freitag singen werden, wirklich Interesse an Kiel. Schöne Stadt, bestimmt. Aber interessant ist nur, wer wann proben muss – und welche Pressetermine anstehen. Ziemlich blöd, wenn jemand keine hat. Mein Glück, dass ich heute eine Einladung zu „Kerner“ habe. Zusammen mit Ralph Siegel. Ich kenne ihn nicht, will mir also kein Urteil anmaßen. Übel fand ich aber, dass er voriges Jahr Corinna May so fertig gemacht hat. Und den Chor und die Tänzerinnen gleich mit. Weiß er nicht, dass man das nicht macht: dass der Kapitän seine Mannschaft nicht demütigt? Mir wird das nicht passieren – weil ich von keinem abhängig bin. Was man nicht von allen in Kiel sagen kann: Viele wissen, dass Freitag ihr Auftritt ist – und wahrscheinlich der letzte. Dann werden ihre Plattenmanager sich an sie nicht mehr erinnern. Die Musikindustrie interessiert nie Talent. Sondern das, was sie sich als Image für jemanden ausgedacht hat. Eine große Menschenverbrauchsmaschine. Muss man das mitmachen? Einige ja, leider. Trotzdem: Ich wünsche uns allen Glück.