: Die Amia-Connection
Haftbefehl gegen iranische Diplomaten verdirbtdie Beziehungen zwischen Argentinien und Iran
BUENOS AIRES taz ■ Weil ein argentinischer Richter gegen vier ehemalige iranische Diplomaten einen internationalen Haftbefehl ausgestellt hat, sind die ohnehin problematischen Beziehungen zwischen Argentinien und dem Iran gestört. Der Richter Juan José Galeano wirft den vier ehemaligen Diplomaten vor, im Jahr 1994 an dem Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum Amia in Buenos Aires beteiligt gewesen zu sein. Damals kamen 85 Menschen ums Leben und über 200 wurden verletzt. Die Ermittlungen voller Pannen und Fehler zogen sich über Jahre.
Iran reagierte harsch auf den Haftbefehl. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums in Teheran, Hamid Reza Assefi, sagte, die argentinische Justiz habe „einen Fehler“ begangen und der Iran werde mit den „geeigneten Maßnahmen“ in dieser Angelegenheit reagieren.
Prompt wurde der iranische Handelsattaché Mohammed Ali Tabatabaei in Buenos Aires ins Außenministerium zitiert, um zu erklären, was man sich unter „geeigneten Maßnahmen“ vorzustellen habe.
Anfang dieser Woche fuhr dann Tabatabaei zum dritten Mal in fünf Tagen beim Außenministerium vor, um seinen argentinischen Gesprächspartnern mitzuteilen, dass seine Regierung ihn zu Beratungen nach Teheran gerufen hatte. Seine Rückkehr nach Buenos Aires sei ungewiss – Tabatabaei war der letzte iranische Diplomat in Buenos Aires, sein Abzug käme dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gleich.
Erst acht Jahre nach dem Attentat auf das jüdische Kulturzentrum hat die argentinische Justiz im vergangenen Jahr den Prozess gegen mutmaßliche Helfershelfer eröffnet. Dem Verfahren wird in der Öffentlichkeit relativ wenig Beachtung geschenkt, wohl auch weil die Drahtzieher nicht verhaftet wurden. Vor Gericht stehen 20 Angeklagte, denen vorgeworfen wird, die Bombe gebaut zu haben, die das Gebäude des Zentrums komplett zerstörte. Der argentinische Geheimdienst hatte schon seit längerer Zeit den Iran und die Terrororganisation Hisbollah für den Anschlag verantwortlich gemacht. INGO MALCHER