Überstunden für den Krieg

Fronten im Sicherheitsrat verhärtet. Abstimmung über Irakresolution voraussichtlich erst am Montag. Britischer Vorschlag kaum mehrheitsfähig. Bagdad will Bericht über Anthrax vorlegen

NEW YORK/BAGDAD dpa/ap/taz ■ Der Showdown der Kriegsgegner und -befürworter im Weltsicherheitsrat wird voraussichtlich vertagt. Ursprünglich hatte das Weiße Haus die Abstimmung über die Kriegsermächtigungsresolution gegen den Irak für den heutigen Freitag geplant. Doch angesichts der verhärteten Fronten im Sicherheitsrat teilte der Sprecher der Bush-Regierung Ari Fleischer gestern mit, die USA seien bereit, dem Sicherheitsrat bis in die kommende Woche hinein Zeit zu geben. Auch Großbritannien hatte seine Bereitschaft zu erkennen gegeben, die Zeit für die Diskussion auszudehnen. Die Botschafter der 15 im Sicherheitsrat vertretenen Staaten hatten sich am Donnerstag vertagt, ohne eine Einigung zu erreichen. Es zeichnete sich jedoch ab, dass der britische Vorstoß, dem Irak eine Liste mit sechs konkreten Prüfsteinen für den Abrüstungswillen der Regierung in Bagdad vorzulegen, keine Mehrheit finden würde.

Frankreich lehnte die britische Liste rundweg ab, weil damit die automatische Ermächtigung zu einem Krieg verbunden sei. „Es geht nicht darum, Irak ein paar Tage mehr Zeit zu geben vor dem Einsatz von Gewalt, sondern um Fortschritte durch eine friedliche Entwaffnung“, erklärte Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin. Auch die USA und Spanien wollten sich die britische Initiative nicht zu Eigen machen und erst die weiteren Reaktionen im Sicherheitsrat abwarten. Die französische Haltung stieß in London auf scharfe Kritik. Außenminister Jack Straw sagte, seine Regierung werde trotz der Erklärungen, „die wir von der anderen Seite des Ärmelkanals hören, an ihren Bemühungen um eine zweite Resolution festhalten“. In Moskau und Peking hieß es gestern, der britische Vorschlag werde noch geprüft. Auch Russlands Außenminister Igor Iwanow erklärte, es sei noch unklar, welche Resolution schließlich zur Abstimmung gestellt werde.

Der Irak will der UNO heute einen Bericht über den Verbleib seines Bestandes an Milzbranderregern übergeben. Das kündigten Diplomaten in Bagdad an. Wenige Tage später sollen auch Informationen über den Verbleib des Nervengases VX geliefert werden. Damit kommt der Irak den Forderung der UN-Waffeninspektoren nach. Diese setzten gestern ihre Überwachungsflüge südlich von Bagdad fort. Außerdem beaufsichtigten sie die Vernichtung weiterer Raketen vom Typ al-Samud 2. GB