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Archiv-Artikel

Übernahmeangebot „ein Witz“

Aventis-Manager und Beschäftigte solidarisieren sich im Kampf gegen Sanofi

FRANKFURT/MAIN taz ■ Einer Völkerwanderung gleich strömten gestern die Beschäftigten des deutsch-französischen Pharmaunternehmens Aventis vom „Industriepark Hoechst“ zur Informationsveranstaltung in die Ballsporthalle. Andere reisten von den Außenstellen in Kelsterbach und Hattersheim und von den Forschungsstandorten Bad-Soden und Marburg an. Sie alle wollten wissen, was die Unternehmensführung gegen die drohende feindliche Übernahme von Aventis durch den französischen Pharmakonzern Sanofi-Synthélabo zu tun gedenkt.

Die Vorstände und Aufsichtsräte zeigten sich vor den rund 6.000 Mitarbeitern kämpferisch – und die zogen mit. Auf den verbalen Beistand von Landes- und Bundespolitikern kann Aventis offenbar gut verzichten. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Aventis Pharma Deutschland GmbH, Heinz-Werner Meier, jedenfalls verbat sich politische Einmischung in den Übernahmekampf. Die Angelegenheit sei eine Auseinandersetzung zwischen zwei Privatfirmen.

Diese Botschaft kam an. „Das ging eindeutig gegen Koch“, sagte einer aus dem mittleren Management. Von dem wolle zurzeit doch ohnehin kein „Chemiemensch auch nur ein Stück Brot“. Schließlich nehme der hessische CDU-Ministerpräsident durch sein stures Festhalten am Bau einer Landebahn im Nordosten des Flughafens Frankfurt den Verlust von mehr als 1.000 Arbeitsplätzen bei „der Schwesterfirma Ticona“ in Kauf. Seinen Einsatz für die Aventis-Arbeitsplätze glaube ihm da keiner. „Hohles Geschwätz“, so auch ein Chemielaborant aus dem Industriepark Hoechst. Sollte es tatsächlich zu einer Übernahme kommen, würde doch die Vorstandsetage von Sanofi-Synthélabo über die Zukunft entscheiden – nicht die hessische Staatskanzlei. Doch so weit werde es nicht kommen: „Wir sind schließlich die Nummer fünf auf der Welt.“ Sanofi-Synthélabo ist nur Dreizehnter. Auch Meier bezeichnete das feindliche Angebot als „Witz“. Da wackle doch „der Schwanz mit dem Hund“. Dennoch prophezeite er den Mitarbeitern, die bekundeten, dass sie „voll hinter der Unternehmensführung stehen“, wie eine Betriebsrätin formulierte, einen „langen, harten Abwehrkampf“. Sanofi-Synthélabo sei selbst ein Übernahmekandidat, der sich mit der Einverleibung von Aventis eine Lebensversicherung erkaufen wolle.

48 Milliarden Euro sollen „die Franzosen“ den Aktionären von Aventis geboten haben – das liegt kaum über dem derzeitigen Börsenwert und macht etwa die Hälfte des Jahresumsatzes von Aventis aus. Vorstand und Aufsichtsrat hatten die Offerte umgehend zurückgewiesen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT