die anderen über das mautdesaster, das chaos in haiti und den dreiergipfel in berlin
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Die Presse aus Wien meint zum Mautdesaster in Deutschland: In Österreich funktioniert sie klaglos, Deutschland erlebt ein bitteres Debakel. Dass Österreich auf eine bewährte und sichere Technologie gesetzt hat, während Deutschland sich an Zukunftsweisendes heranwagte, zählt da nicht wirklich. Das Image Deutschlands ist angekratzt, und zwar ausgerechnet im sensiblen Bereich der Hochtechnologie. Nicht zum ersten Mal: Die Neigetechnik-Züge des deutschen Schienenfahrzeug-Herstellers Adtranz funktionieren nicht, die deutsche Autoindustrie muss immer häufiger peinliche Rückrufaktionen für ihre Autos starten. Die Marke „Made in Germany“ hat kräftige Dellen abbekommen – was dem Land auf Dauer teurer kommen kann als die Ausfälle durch fehlende Lkw-Maut. Jetzt sind kräftige Anstrengungen notwendig, wenigstens bei der Lkw-Maut das Ruder noch herumzureißen. Zumindest in Ansätzen funktioniert das System ja: Als einmal ein Pferd auf die Autobahn trabte, wurde es vom deutschen System richtig klassifiziert: zwei Achsen, keine Mautpflicht!

Mit der brisanten Lage in Haiti beschäftigt sich die Zeitung Ouest-France aus Rennes in der Bretagne: Mindestens zwei Länder (außer der benachbarten Dominikanischen Republik) haben gute Gründe, sich für die Situation vor Ort zu interessieren: Die USA – die eine neue Welle von „boat people“ fürchten und keine Regierung anerkennen werden, die mit Gewalt an die Macht gekommen ist – sowie Frankreich, und sei es nur, weil in Haiti Französisch gesprochen wird. Doch was soll konkret getan werden? Außenminister Dominique de Villepin hat die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe vorgeschlagen, denn von nun an ist selbst jede humanitäre und medizinische Hilfe de facto unterbunden – einerseits durch die Unruhen, andererseits, weil es keine zuverlässigen öffentlichen Strukturen gibt.

Die Pariser Zeitung Libération kommentiert den Dreiergipfel mit Gerhard Schröder, Jacques Chirac und Tony in Berlin: Die drei Männer, die sich in Berlin verabredet haben, halten sich vielleicht nicht für die natürlichen Führer in Europa, wie einige es ihnen vorwerfen. Aber die Umstände des Treffens legen diese Interpretation nahe. Es ist klar, dass die deutsch-französische Achse nicht mehr genug Gewicht hat, um ihre europäische Rolle beibehalten zu können. Ein Nichtangriffspakt zu dritt wäre eine Möglichkeit, die Achse zu verlängern und ein neues Gleichgewicht zu schaffen. Doch um das zu erreichen, müssen die Schwergewichte in Europa künftig mit äußerster Behutsamkeit vorgehen.