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Archiv-Artikel

Sein Traum ist die dritte Linke

José María Mendiluce sieht seine Bürgermeisterkandidatur für die Grünen in Madrid auch als „Europäisches Projekt“

José María Mendiluce ist die schwarze Bestie für Spaniens Sozialisten und Kommunisten. Denn der 51-jährige Politiker hat einen Traum, den der „dritten Linken“. Er möchte Spanien für die Grünen erobern. Die anderen beiden Linken sehen dies nicht gerne. Wo es nur geht, werfen sie Mendiluce Knüppel zwischen die Beine. Auf mehreren Demonstrationen in Madrid verhinderten sie seine Teilnahme.

„Die Stimmen gehören niemandem, nur den Wählerinnen und Wählern selbst“, zeigt sich Mendiluce unbeeindruckt. Der Vorsitzende der spanischen Grünen und Spitzenkandidat seiner Partei in Madrid bei den Kommunalwahlen am 25. Mai ist sich sicher, dass ihm dieses Mal der Durchbruch gelingt. Es geht ihm nicht nur um Madrid, wo er erstmals den Sprung über fünf Prozent und damit ins Rathaus schaffen möchte. „Meine Kandidatur ist ein europäisches Projekt“, betont er immer wieder. Ausgetüftelt hat er seine Kandidatur zusammen mit einem seiner besten Freunde: Dany Cohn-Bendit. „Ohne grüne Bewegung im Mittelmeerraum fehlt uns etwas“, sind sich beide sicher.

Mendiluce, der als Unabhängiger auf der Liste der Sozialisten im Europaparlament sitzt, könnte es schaffen. Er ist in Spanien bekannt und in alternativen Kreisen beliebt. Der Sohn baskischer Eltern machte seine ersten politischen Schritte in der Studentenbewegung unter dem Diktator Francisco Franco. 1980 begann er für das UN-Flüchtlingskommissariat zu arbeiten. Nicaragua, Costa Rica, das irakische Kurdistan sind nur einige seiner Stationen. Einen Namen machte er sich in Sarajevo. Als Sondergesandter des UN-Flüchtlingskommissariats organisierte er von 1991 bis 1993 die größte humanitäre Hilfsaktion in der Geschichte der Vereinten Nationen. Als „Bürgermeister Sarajevos in den schwierigsten Jahren“ loben ihn nicht nur seine Parteifreunde dafür gerne. „Die bewaffnete Liebe“ heißt sein Buch, in dem er erklärt, warum er für die Balkanintervention war.

Mendiluce steht über Madrid hinaus für eine neue Politik, für eine andere Stadt. Ohne finanzielle Mittel wirbt er für seinen Traum von einer rot-grünen Kommunalverwaltung. Er zieht von Stadtteil zu Stadtteil, trifft sich mit Nachbarschaftsvereinen, Bürgerinitiativen und kulturellen Gruppen. Während Regierung und Opposition den Papstbesuch für eine Audienz beim Heiligen Vater nutzten, traf er sich mit Vertretern der Minderheitsreligionen, vom protestantischen Pastor über den jüdischen Rabbi bis zum muslimischen Imam.

„Zuhören“ will er vor allem. Eine neue Stadtverwaltung muss die Bürger in die Entscheidungen einbinden, ist er sich sicher. Er verspricht ein Ende der Spekulation mit Wohnraum, die Beschränkungen für den Individualverkehr wie in London, mehr Kultur auch für Minderheiten. Die Regenbogenfahne kann sich der bekennende Schwule am Christopher-Street-Day neben der Stadtfahne vorstellen.

Laut Umfragen fehlen nur noch wenige Stimmen, um in den Stadtrat einzuziehen. Mendiluce glaubt fest daran, dass es dieses Mal klappt, die Grünen aus der Spalte „Sonstige“ über die Fünfprozenthürde zu führen. Warum er so optimistisch sei, wird er oft gefragt. „Weißt du noch, wie die anderen Kandidaten hießen?“, antwortete er dann. „Glaubst du etwa, dass du meinen Namen genauso schnell vergessen wirst?“ REINER WANDLER