Volkswagen geht auf Sparkurs

Der Golf verkauft sich schlecht, die Bilanz ist verheerend. Nun will Europas größter Autokonzern kürzer treten

HANNOVER taz ■ Wann wird es wen an welchem VW-Standort treffen? Die Frage wird Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder heute in Wolfsburg beantworten. Denn: Er wird nicht nur die letztjährige VW-Bilanz, sondern unter dem Titel „ForMotion“ auch gleich das den Zahlen entsprechende Sparprogramm präsentieren.

Wegen des hohen Eurokurses, der immer teureren Umstellung der Produktion auf das neue Golf-Modell und auch wegen der allgemeinen Konjunktur- und Konsumflaute schrumpfte der Gewinn von Europas größten Autobauer im vergangenem Jahr beträchtlich. Das operative Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen gab gegenüber dem Vorjahr um rund 63 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro nach, der Reingewinn fiel um 57 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Und so enttäuschend, wie 2003 endete, begann für Volkswagen auch das Jahr 2004. Der neue Golf V hatte vor seiner Markteinführung zwar zahlreiche Auszeichnungen einheimsen können. Doch kaum waren die Anlaufschwierigkeiten in der Produktion überwunden, haperte es beim Absatz. Seit Anfang Februar gibt es beim Golf-Kauf nun eine Klimaanlage im Wert von 1.225 Euro kostenlos dazu.

Auf der heutigen Bilanzpressekonferenz will der Vorstandsvorsitzende Pischetsrieder nun mit dem Sparprogramm „ForMotion“ wieder für Optimismus bei seinen Anteilseignern sorgen. Die konzerninternen Einsparungen durch „ForMotion“ sollen sich angeblich im laufenden und im kommenden Jahr auf 2 Milliarden Euro summieren. Zusammen mit einem bereits laufenden Kostensenkungsprogramm müsste sich die Einsparsumme in dem Zwei-Jahres-Zeitraum sogar auf 4 Milliarden Euro belaufen.

Offenbar hat Pischetsrieder alle seine Vorstandskollegen verdonnert, mit eigenen Sparbemühungen zu der Gesamtsumme beizutragen. Jedenfalls sollen sieben Sparprojekte, für die jeweils ein Vorstandsmitglied verantwortlich ist, den Löwenanteil zu der Riesensumme beisteuern. Erwartet werden Kürzungen bei den Investitionen, Rationalisierungen des Vertriebs und eine Senkung der Produktionskosten durch weitere Standardisierung von Fahrzeugkomponenten und -teilen. Außerdem soll die Vielfalt bei Motoren oder Getrieben reduziert werden.

Mit den Einzelheiten des Sparprogramms macht es Volkswagen richtig spannend. Pischetsrieder betonte stets nur, was nicht auf der Streichliste steht. So sollen angeblich keine ganzen Werke geschlossen werden. Seine Luxusmarken Bentley und Bugatti will der Volkswagenchef keineswegs verkaufen. Auch Berichte, der Autokonzern plane einen Einstellungsstopp, wurden gestern gleich wieder dementiert. JÜRGEN VOGES