Schwitzen unter Masken

Die still gelegte Halle K3 auf Kampnagel wird mit Videos über das Jagen und Gejagtwerden reaktiviert

Geißböcke und Wölfe, Zebras und Löwen traten an, um die Wiedereröffnung eines Kunstraumes zu begehen. Die Hamburger Künstlerin Corinna Korth hatte Mischwesen aus der Kunstszene zum Hallenfußballturnier nach Kampnagel geladen. In korrekter Vereinstracht von VfL Wolfsburg, 1.FC Köln oder Eintracht Braunschweig schwitzten Künstler, Galeristen und Kritiker unter den Kopfmasken der Tiere, die sonst nur die Wappen-Maskottchen der Vereine sind. Das Endspiel gegen die Kuratoren-Löwen gewannen letzte Woche die Galeristen-Geißböcke, die Kritiker-Zebras hatten nicht viel zu melden, und erstaunlicherweise blieben auch die Künstler-Wölfe auf Seiten der Verlierer.

Den Wolfsmenschen gilt nämlich seit Jahren die ganze Sympathie der Hamburger Künstlerin. Dabei geht es Corinna Korth weniger um schamanische Rituale, als um einen künstlerischen Blick auf soziale Systeme. Auf Kampnagel zeigt die Wolfsfrau, die unter dem korrekten lateinischen Wolfsnamen „Lupus Canis“ sogar offiziell die Einbürgerung beantragt hat, nun das Video vom tierischen Fußballspiel, eine Reihe speziell entworfener Pokale sowie Zeichenbücher, Lehrtafeln und Filme zur Welt des Jagens und Gejagtwerdens: Materialien, die unsere tierischen Wurzeln in eine ironische Gleichzeitigkeit zitieren, die gleichwohl den kapitalistischen Konkurrenzkämpfen durchaus angemessen ist.

Diese Viechereien sind der Auftakt neuer Aktivitäten in der Halle K3. Vor zweieinhalb Jahren war sie als besonderer Ausstellungsraum aufgegeben worden. Die damals direkt zuständige Kulturbehörde hatte das geringe Budget dem Kunsthaus zugeschlagen. Den jetzigen Neustart am etwa 600 Quadratmeter großen Ort ermöglicht Kampnagel mit eigenen Mitteln. Weiterhin steht der Raum für spielplanbegleitende Ausstellungen und Aktionen zur Verfügung, dreimal pro Spielzeit aber werden unter dem Titel [k]³ junge Künstler in Einzelausstellungen gezeigt.

Als Kuratoren für das Programm wurden der Künstler Rolf Bergmeier und der Kunstwissenschaftler und Sammler Rick Reinking gewonnen. Die haben als nächstes ab 15. April den Maler Till Gerhard vorgesehen und im Juni die Objektkünstlerin Sonja Vordermaier. So begrüßenswert die Initiative ist, muss sich nach dem Wiedereröffnungs-Event aber noch herausstellen, ob der neu-alte Ort einen über Theaterpausenblicke hinausgehenden Platz in der Kunstlandschaft findet. Hajo Schiff

Bis 21. März, täglich 19-23 Uhr