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Archiv-Artikel

HEUTE Zwischen den Portalfiguren des Lebens

Von NIW
Urs Widmer liest „Das Buch des Vaters“, Literaturhaus Berlin, Fasanenstraße 23,Dienstag, 16. März, 20 Uhr

In Urs Widmers autobiografischem Roman „Der Geliebte der Mutter“ (2000) vermissten alle einen: den Vater. Das holt der Schweizer Autor im kürzlich erschienenen „Das Buch des Vaters“ gründlich nach. Die beiden Werke bilden gemeinsam ein sensibles Doppelporträt: sowohl Mutter- als auch Vaterbuch sind brillant aufeinander abgestimmt, miteinander synchronisiert, ohne dass eines von beiden jemals seine Eigenständigkeit verlöre. Wie zwei sich perfekt ineinander schmiegende Puzzleteile, die sich aber nie berühren. Und wie liest sich das neuere der beiden Teile? „Er klappte das Buch zu. Das war der Vorteil der Bücher, er konnte sie zumachen, wenn ihm das Leben in ihnen zu viel wurde. Dann nahm er sich ein anderes vor und las zum Beispiel von jener keuschen Nonne, die nie aufs Klo ging, vor ihrem Gott auf den Knien rutschte, ihn um Erlösung bittend, und schließlich so viele harte Steine kackte, dass sie aus ihnen eine Kapelle errichten konnte.“ Mehr liest Widmer heute Abend im Literaturhaus Berlin. Die Anwesenden werden eintauchen in eine Welt, in der die Lebenslinien des Vaters das Grundgerüst bilden für einen Roman einer fiktiven Biografie. Ein Blick durchs Schlüsselloch, der den Gesetzen der Fiktion gehorcht. NIW