steffen grimberg : Last exit Wuppertal
Wie die MedienboutiqueBertelsmann mit demBuch über die FamilieMohn umgeht
Für den morgigen Mittwoch wird in Gütersloh geraten, Karten vorzubestellen (05241-2346900). Denn um 20 Uhr liest Thomas Schuler in der Alten Weberei aus seinem Werk „Die Mohns“.
Das Buch über „Die Familie hinter Bertelsmann“ (vgl. gestrige taz), über selbst gestrickte Konzern-Legenden und die Entzauberung des Firmenmythos hat in der ländlichen Metropole eine weit höhere Bedeutung als im Rest der Republik. Denn hier steht die Konzernzentrale von Deutschlands größtem Medienunternehmen. Und hier wohnt auch die Konzernfamilie Mohns.
Damit niemand die Ausführungen von Schuler in den falschen Hals bekommt, reagierten Konzernkommunikator Bernd Bauer und die „Königin von Gütersloh“ prompt: Man bat „die lokale Presse zum Hintergrundgespräch ins Haus von Liz Mohn“, wie die Neue Westfälische süffisant notierte.
Eile war geboten, schließlich hatte ein lokaler Buchhändler „Die Mohns“ gleich direkt beim Verlag abholen lassen, sodass das erste ohne Mit- und Einwirkung der Konzernpresseleitung enstandene Bertelsmann-Buch in Gütersloh eine knappe Woche vor dem ursprünglichen Erstverkaufstermin zu haben war. Frau Mohn, so das Bielefelder Blatt weiter, hatte es war noch gar nicht gelesen und „werde dazu keine Stellung nehmen“, tat es dann aber trotzdem: „Für meinen Mann und mich sind das Wohl der Mitarbeiter und des Unternehmens wichtiger.“ Indirekt wurde kritisiert, dass die Schizophrenie von Mohn-Sohn Andreas beim Namen genannte wurde, auch die vielen Details über Reinhard Mohns erste Familie – schließlich hätten auch Prominente ein Recht auf Privatsphäre.
„Warum haben Sie die Presseabteilung nicht befragt?“, wollte die NW mit – hoffentlich – gespielter Naivität vom Autor wissen. Vermutlich, weil man da dann Details erfährt, die einem Loriot zur Ehre gereichen würden – wie jenes, dass Liz Mohn natürlich nicht an der Lesung mit Schuler teilnehmen kann. Denn am Mittwoch fährt sie mit ihrer Tochter nach Rom – zu einer Privataudienz beim Papst.