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Archiv-Artikel

Wer nicht spurt, muss gehen

In einem Bremer Betrieb soll massiver Druck auf Mitarbeiterinnen ausgeübt worden sein, sich auf Schichtarbeit einzulassen. Wer nicht wollte oder konnte, wurde gekündigt

Von eib

Bremen taz ■ Eine Geschäftsführung, die Mitarbeiter mit Einschüchterung zu Wochenenddiensten und Schichtarbeit zwingen will und ein Betriebsrat, der das unterstützt und dabei gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstößt: Diese schweren Vorwürfe macht die IG Metall dem Bremer Autozulieferer „Hella Fahrzeugkomponenten“.

20 Kolleginnen – darunter Schwerbehinderte, Altersgesicherte, Alleinerziehende und Betriebsräte – seien in der vergangenen Woche gekündigt worden, so der IG-Metaller Dieter Reinken. Für den Sozialplan hätten sechs von elf Betriebsräten gestimmt. Ausgehandelt habe diesen der Betriebsratsvorsitzende – ohne sein Gremium wie vorgeschrieben von den geplanten Entlassungen zu informieren, kritisiert Reinken. „Gegen diese Rechtsverstöße werden wir vorgehen“, so der Gewerkschafter. Eingeleitet sei auch ein Amtsenhebungsverfahren gegen den Betriebsrat. „Strafrechtliche Schritte prüfen wir ebenfalls.“

Firmenchef Manfred Meise begründete die Kündigungen damit, dass die betroffenen Mitarbeiterinnen der Umstellung auf Wechselschichtbetrieb nicht zugestimmt hätten. „Da keine alternative Einsatzmöglichkeit für diese Mitarbeiter besteht, sahen wir uns leider gezwungen die Arbeitsverhältnisse zu beenden“, so Meise. „In der Fertigung arbeiten viele alleinerziehende Mütter – die können nicht so einfach im Schichtdienst arbeiten“, kritisiert Reinken. Der Betriebsrat des Unternehmens wird dominiert von der als arbeitgeberfreundlich geltenden Christlichen Gewerkschaft Metall, die laut Reinken in Norddeutschland kaum vertreten sei. Die gekündigten Mitarbeiterinnen seien alle Mitglieder der IG Metall. Der Betriebsratsvorsitzende war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. eib