: Händchenhalten in der Heide
Bremens ehemaliger Regierungschef Hans Koschnick wird heute 75. Ein Interview über Klaus und Henning und die Verpflichtung zum Ehrenamt
taz: Hier ist Klaus Wolsch...
Hans Koschnick: Ich höre zu.
... von der taz.
Jaja, ich weiß. Die taz, eine wunderbare Zeitung, ich lese sie jeden Tag. Mein Gott, was ärgere ich mich darüber.
Als Sie vor 19 Jahren als Bremer Bürgermeister zurücktraten, haben Sie sich heftig und erfolgreich dagegen gewehrt, dass Henning Scherf Ihr Nachfolger wird. „Der kann das nicht“, sollen Sie gedacht haben.
Das habe ich so nicht gesagt. Ich habe gesagt: Ich glaube, Klaus Wedemeier kann das besser.
Warum sah das damals so aus, als wäre Scherf die schlechtere Wahl?
Wedemeier hatte einen starken ökonomischen Ansatz in seiner Arbeit.
Und Scherf hatte die Amerikaner mal vor den Kopf gestoßen.
Das war aber nicht der Grund. Der hat alle möglichen Leute vor den Kopf gestoßen. Das war eine Spezialität von Henning.
Heute ist seine Spezialität, Leute zu umarmen.
Was Henning heute macht, ist großartig.
Scherf hat sich im Amt geändert.
Klar, der Henning von heute ist nicht mehr der Henning von gestern. Hören Sie doch mal zu, wenn er heute einen Empfang bei der Bundeswehr hat. Ich habe mich mal mit Henning gestritten, weil er damals gegen die bemannte Raumfahrt war. Heute ist er dafür. Das ist doch alles zeitbedingt. Ich habe doch auch damals Dinge entschieden, die ich heute so nicht mehr machen würde.
Mögen Sie uns ein Beispiel nennen?
Nee.
Herr Koschnick, wieviele Ämter und Ehrenämter haben Sie eigentlich mit Ihren 75 Jahren?
Im Augenblick? Ich bin für die Bundesregierung in der Stiftung Deutsch-Polnische Aussöhnung in Warschau, ich bin Vorsitzender des Deutschen Polen-Institutes in Darmstadt, und dann in einigen Kuratorien.
Welche? Wieviele?
Natürlich Wilhelm-Kaisen-Stiftung, Aktion Sühnezeichen, Kuratorium gegen Folteropfer, alles in allem zehn Kuratorien. Halt, hätte ich fast vergessen, ich bin noch Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung des Deutschen Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge.
Herr Koschnik, ich wünsche Ihnen einen schönen Geburtstagsempfang.
Ich werde händchenhaltend mit meiner Frau durch die Heide hüpfen.
Wie bitte?
Ich habe für den ganzen offiziellen Scheiß nicht so viel Sinn.
Keine offizielle Feier?
Nix. Meine Frau und ich haben so viele Tage geopfert für die Allgemeinheit. Meinen Geburtstag wollen wir ganz alleine feiern.
Fragen: kaweFoto (M): K. & J. Doepner