kliniksanierung : Skalpell oder Säge
Die Stadt Dortmund scheut sich vor der Säge, sie wählt das Skalpell. Anstatt das Klinikum zu amputieren, indem man an einen privaten Investor verkauft, nötigt sie die Tochtergesellschaft zum Stellenabbau. 400 Jobs in vier Jahren, das klingt bedrohlich und schmerzt jede Stadt. Normalerweise macht man sich mit so etwas nicht beliebt. In diesem Fall ist es jedoch anders: Die Chancen, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen, sind gut. Bei einem Verkauf hätten die Beschäftigten schlechtere Karten. Die Treue zum Klinikum ist zwar sicherlich Wahlkampf, aber trotzdem richtig. Nicht nur für die Angestellten.
KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN
Ein Verkauf würde zwar kurzfristig die Stadtkasse entlasten, den Patienten jedoch wenig bringen. Kostensenkung, Wettbewerbsbewusstsein, effizientere Strukturen, das alles muss gerade im Gesundheitswesen sein. Aber ein privater Betreiber wird sich gerade vor dem Hintergrund der DRG-Richtlinien kaum um eine flächendeckende Grundversorgung bemühen. Wenn mit Kniespiegelungen am meisten Geld zu verdienen ist, wird er mehr Kniespiegelungen machen – die lästigen Blinddarmoperationen stören da nur. Die medizinische Grundversorgung muss deshalb auch in Zukunft in öffentlicher Hand bleiben. Keine Stadt darf sich vor der Verantwortung drücken, ihre Bürger medizinisch zu versorgen. Auch wenn es teuer ist. Denn Zweiklassenmedizin ist auf die Dauer gesamtgesellschaftlich noch teurer. Das sollten sogar die Liberalen einsehen.