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Archiv-Artikel

Götter und Magie

Eine Voudou-Priesterin zelebriert ein Ritual in einer Bochumer Kirche, denn Voudou ist keine schwarze Magie

Von PEL

Am Sonntagnachmittag kommt es zu einer sensationellen Premiere: Erstmals wird in einem christlichen Gotteshaus ein afrikanisches Voudou-Ritual zelebriert. Eine nicht ganz einfache Entscheidung für Gerd Hofmann, zuständiger Pfarrer für die Christus-Kirche in Bochum und Agenda-Beauftragter, denn für viele ist Voudou gleich schwarze Magie. Aber hier habe die Information über die unbekannte Materie den Vorrang erhalten, sagt der veranstaltende Pfarrer Thomas Wessel.

Mit den Vorurteilen über Voudou wird auch Henning Christoph (59) immer wieder konfrontiert. „Viele denken unwillkürlich an wilde Rituale, bei denen dunkle Mächte beschworen werden“, berichtet der renommierte Ethnologe und Fotojournalist. Doch die Toten, die aus ihren Gräbern auferstehen und als Zombies durch die Nacht wandeln seien Hirngespinste aus Hollywoods Filmstudios.Die Realität sehe ganz anders aus, Voudou basiere auf einem komplexen Götter- Pantheon und habe ausschließlich Schutz sowie Heilung zum Ziel.

Die Wurzeln der jahrhundertealten Riten liegen in dem kleinen westafrikanischen Staat Benin. Hier betreibt Henning Christoph seit über 35 Jahren intensive Foto- und Film- Dokumentionen der traditionellen Riten. Und fast nebenbei trug er die weltweit umfangreichste Sammlung von Voudou-Exponate zusammen, die im Essener Soul of Africa Museum hautnah zu erleben ist. Dazu zählen auch „aktive“ Altäre, mit denen Voudou-PriesterInnen regelmäßig arbeiten. Eine der meist verehrten ist Wekenon. Die 45-jährige „Mutter des Universums“ lebt und wirkt im Süden Benins, in einem Dorf zwischen Cotonou und Quidah. Zu ihrem Spezialgebiet gehören spirituelle Konsultationen und Kräuterheilung. Die überlieferten Riten praktiziert sie zur Bewältigung von Lebenskrisen, Krankheiten oder bei wichtigen Entscheidungen, um dem Klienten eine Rückkehr in die Balance seines Lebens zu ermöglichen. Wekenons außergewöhnliche Fähigkeiten sind weit über die Landesgrenzen hinaus anerkannt und sogar im Vatikan bekannt. Von Papst Johannes Paul II. wurde sie anlässlich seines Afrikabesuchs 1996 zur Audienz geladen. PEL

So, 16:00 Uhr, Christuskirche Bochum