: Die Adlerinnen sind unschlagbar
Beim Football sind Berlins Frauen ohne Konkurrenz. Das bewiesen sie gestern beim 41:8 gegen die Hamburg Maniacs aufs Neue. Für Yvonne Mechsner ist das ein weiterer Höhepunkt ihrer Karriere. Angefangen hatte alles vor fünf Jahren
von ANDREAS RÜTTENAUER
Die abgelaufene Saison in der Fußball-Bundesliga mag so manchen gelangweilt haben ob der Überlegenheit der Bayern aus München. Dass die Isarstädter jedoch in einer Saison jedes Spiel gewinnen und dabei nicht einmal ein einziges Tor kassieren könnten, das ist schlechterdings unvorstellbar. In Berlin gibt es allerdings allen Zweifeln zum Trotz eine Mannschaft, die ein solches Kunststück vollbracht hat.
Schon im Jahre 2001 haben die Footballerinnen der Adler Girls die Saison in der Bundesliga mit sagenhaften 508:0 Punkten beendet. Auch in der vergangenen Spielzeit holten die starken Frauen der Berlin Adler den begehrten Meistertitel.
Doch das Finale gegen die Munich Cowboys war damals denkbar knapp gewesen. Erst in der Overtime konnten die Berlinerinnen die entscheidenden Punkte machen. Ein unvergleichliches Erlebnis muss das Spiel für die zumeist doch überlegen auftretenden Adler Girls gewesen sein. Für Yvonne Mechsner war es der sportliche Höhepunkt ihrer Karriere. Seit fünf Spielzeiten spielt sie nun als Offensive Guard American Football und hat erst ein Spiel verloren. Das war im Jahre 1999, im Finale gegen die Nürnberg Hurricans.
Doch die Überlegenheit kann ihr die Lust an ihrem Sport nicht nehmen. Wie alle anderen Spielerinnen findet sie sich am Heimspieltag schon um 11 Uhr am Stade Napoleon ein. An der etwas versteckt liegenden Anlage in der Nähe des Plötzensees deutet um diese Uhrzeit außer dem Torgestänge noch nichts auf ein Bundesligaspiel im American Football hin.
Es sind die Spielerinnen selbst, die die Spielfeldmarkierungen anbringen, die Pavillons aufstellen, unter denen später gegrillt werden soll. Dann werden die Kuchen und Salate von den Spielerinnen aus den Autos geholt. Denn auch für das Buffet sind die Adler Girls höchstselbst zuständig. Bis zum Kick-off um 15 Uhr haben Yvonne Mechsner und Kolleginnen also weit mehr zu tun, als sich aufzuwärmen.
Mechsner ist durch eine Freundin, die in der Mannschaft gespielt hat, angeworben worden. Bevor sie das erste Mal ein Footballspiel gesehen hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, die harte Sportart einmal selbst auszuüben. Carolin Schumann, ihre Kollegin als Offensive Guard, ist auf eine ganz eigene Art zum Football gekommen – durch einen Spielfilm.
„Die kleinen Giganten“ heißt der Streifen, der in der Footballszene spielt und zeigt, dass auch Frauen hinter dem Gitterhelm eine gute Figur machen können. Schumann hat sich erkundigt, bei welchem Verein man in Berlin dem Ei nachjagen kann, und ist bei den Adlern gelandet. Seit zwei Jahren ist sie jetzt dabei und fühlt sich schon voll integriert in die Mannschaft.
Das ist gar nicht so einfach bei den Adler Girls, bei denen viele Spielerinnen schon mehrere Jahre im Team sind. Das ist mit ein Grund für die Dominanz der Berlinerinnen, denn in den anderen Bundesligavereinen ist die Fluktuation doch wesentlich höher. Ein anderer Grund ist der Trainer. Wanja Müller hat zwar mit seinen 25 Jahren noch keine große Erfahrung als Head-Coach, ist aber als ehemaliger NFL-Europe-Profi bei Berlin Thunder besser geschult als so manch anderer Übungsleiter. Auch er kann sich vor dem Spiel am Sonntag gegen die Hamburg Maniacs eine Niederlage nicht vorstellen.
Doch das Spiel beginnt mit einem wahren Feuerwerk der Gäste aus der Hansestadt. Die Stadionsprecher beeindruckt die zwischenzeitliche 8:0-Führung jedoch genauso wenig wie die versammelten 100 Zuschauer, die auf der tribünenlosen Anlage auf dem Rasen fläzen und sich unterhalten. Ein paar Zuschauer erschrecken dann doch, weil die Begegnung recht hart ist. Eine Spielerin nach der anderen muss lädiert vom Feld geleitet werden. Die Stadionsprecher stört auch das nicht weiter. Sie muntern ein paar Zaungäste auf, doch näher zu treten, um einem weiteren Sieg der Adler Girls beizuwohnen.
Die Mannschaft erfüllt die Erwartungen vor allem dank der schier unfällbaren Running Back Susi Erdmann letztlich deutlich – wie üblich. Am Ende des Matchs gewinnen die Adlerinnen mit 41:8. In dieser Saison ist noch kein Gegner in Sicht, der für ein weiteres sportliches Highlight in der Karriere von Yvonne Mechsner sorgen könnte.