Lehrer streiken sich Frust von Seele

Gut 4.000 Pädagogen protestieren gegen die vom Senat verordnete Mehrarbeit. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) plant neue Warnstreiks für August

Und sie können doch anders: Mit einem 90-minütigen Warnstreik haben sich Berlins Lehrer wenige Tage vor Ferienbeginn ihrem Unmut über zusätzliche Belastungen Luft gemacht. Obwohl Lehrer als Beamte nicht streiken dürfen. Rund 4.000 Pädagogen ließen die ersten beiden Unterrichtsstunden ausfallen und protestierten gegen die vom rot-roten Senat verordnete Mehrarbeit. Zu den Aktionen hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen, die damit ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag Nachdruck verleihen wollte. Für Mitte August ist ein weiterer Warnstreik geplant. Auf mehreren Kundgebungen in der Stadt forderten Redner die Rücknahme der Arbeitszeitverlängerung für Lehrer, die seit Beginn des zweiten Schulhalbjahres bis zu vier Stunden pro Woche mehr unterrichten müssen.

Die Pflichtstundenzahl der Lehrer war vom Senat zu Jahresbeginn differenziert um 0,5 bis 4 Wochenstunden angehoben worden. Zugleich hatte er die Arbeitszeit für Beamte um 2 auf 42 Stunden pro Woche erhöht. Die Landesregierung reagierte damit auf das Scheitern des so genannten Solidarpakts, mit dem die Personalkosten im öffentlichen Dienst drastisch gesenkt werden sollten. Thöne bewertete den Warnstreik als Erfolg. Angesichts von „Repressalien seitens einiger Schulleitungen gegen Lehrer“ sei die Teilnehmerzahl beachtlich.

Am Nachmittag zogen nach Polizeiangaben rund 5.000 Lehrer, Studenten, Eltern und Schüler unter dem Motto „Zukunft für Bildung“ vom Roten Rathaus zum Brandenburger Tor. Die Gewerkschaft Ver.di unterstützte die GEW-Forderungen mit einer Solidaritätsaktion, an der rund 600 Beamte teilnahmen. Sie müssen wegen des Streikverbots für Staatsdiener laut Schulverwaltung mit Konsequenzen rechnen, unter anderem mit Gehaltsabzügen und Eintragungen in die Personalakten. DDP, TAZ