Aufbau-Attrappen

Der Wochenendkrimi: Schlicht, aber gut und grimmig ist der zweite „Polizeiruf“ der Ermittler Hinrichs und Törner

Wie ein uneingelöstes Versprechen ragt der Bau des Technologiekonzerns CU.East aus dem Flachland Mecklenburg-Vorpommerns. Drinnen kann man Firmenpräsentationen auf Videoleinwänden anschauen, die Sekräterin reicht Kaffee. Italienischen natürlich. Die Geschäftsführer, Herren aus dem Westen, kriegt man kaum zu Gesicht.

Das ist der Kniff dieser so schlichten wie grimmigen „Polizeiruf“-Folge „Dumm wie Brot“ (So., 20.15 Uhr, ARD), in der es um eine gestohlene Ladung Computerchips geht: Der wirtschaftliche Aufbau des Ostens scheint hier eine große Simulation, bei der die Verantwortlichen unsichtbar bleiben – als Phantome des Wohlstands. Kommissar Hinrichs (Uwe Steimle), der Streber aus dem Osten, und Kollege Törner (Henry Hübchen), der Soziopath aus dem Westen, entwickeln verschiedene Positionen zu diesen Phantomen: Der Ossi besingt die Bosse als Heilsbringer, der Wessi schnorrt den Kaffee und kann über die Videobotschaften nur böse lachen.

So etablieren sich in dieser zweiten Folge des relaunchten NDR-„Polizeirufs“ (Buch: Beate Langmaack, Regie: Kai Wessel) die Ermittler endgültig als perfektes Doppel, das die unterschiedlichen Haltungen zur Malaise in den neuen Bundesländern widerspiegelt. Auf die Gegenüberstellung von westlicher Wirtschaftskriminalität und verzweifelter ostdeutscher Kleinkriminalität (Marc Hosemann als Bahnräuber) hätte man indes verzichten können. Auch so funktioniert die Folge als Stimmungsbericht aus den Attrappen des Aufbaus Ost. CHRISTIAN BUSS