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Archiv-Artikel

Geld macht schlau

Neue Pisa-Studie belegt: Nirgendwo hängt der Schulerfolg so sehr vom Einkommen der Eltern ab wie in Deutschland. In Südamerika und auf dem Balkan stellt Pisa großen Analphabetismus fest

BERLIN taz ■ Die deutschen Schulen sind schon wieder Pisa-Weltmeister. Bei einer neuen Auswertung der Daten für den weltweiten Leistungsvergleich von Schülern hat sich ergeben: Nirgendwo auf der Welt hängt der Bildungserfolg so sehr von der Herkunft der Eltern ab wie in Deutschland: Friseur bleibt Friseur, Arzt wird wieder Arzt.

Deutschland hatte den Titel für die rigideste soziale Auslese bereits nach der ersten Pisa-Studie inne. Auch bei der aktuellen Studie mit 15 neuen Staaten, denen fast durchweg miserable Leistungen attestiert wurden, konnte Deutschland den Titel behalten. Die Pisa-Forscher fanden heraus, dass in Deutschland der Geldbeutel der Eltern sogar wichtiger für den Schulerfolg ist als der Bildungsstand der Eltern.

Als besonders gravierend gilt auch das schlechte Zeugnis bei der Förderung der Schüler aus Ausländerfamilien. Den Schulen anderer Länder gelinge es viel besser, herkunftsbedingte Nachteile auszugleichen, hieß es. Deutschen Schülern schade der Auswertung zufolge die frühe Aufteilung auf Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. Auch die deutschen Lehrer schnitten schlecht ab: Nur in Polen, Tschechien und Südkorea bekamen sie von ihren Schülern schlechtere Noten.

Die neue Pisa-Auswertung, die erstmals 43 Staaten weltweit berücksichtigt, zeigt einen Trend zum Analphabetismus. In südamerikanischen Staaten und auf dem Balkan liegt der Anteil von Schülern, die nur mühsam Texte entziffern können, weit über 50 Prozent. Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnte, dass es diesen Jugendlichen an jeder Grundlage fehle, um weiter zu lernen und um weiterzukommen. „Wir brauchen eine gerechte Verteilung von Bildungschancen“, sagte der Leiter der Studie, Andreas Schleicher, der taz mit Blick auf die riesigen Leistungsunterschiede des Tests.

Beunruhigend nannte Schleicher die Ergebnisse, die 15-Jährige in Peru, Indonesien, Albanien und Mazedonien erzielten. In Peru sind 80 Prozent sehr schlechte Leser oder „funktionale Analphabeten“ – sie können Texte zwar lesen, aber nicht wiedergeben, was darin steht. In Indonesien gehören 69 Prozent der Schüler zu den beiden schlechtesten Pisa-Kategorien, in Albanien 71 Prozent, in Mazedonien 63 Prozent. Der OECD-Schnitt liegt bei 18 Prozent. Die Klage, dass die Bildungschancen keines afrikanischen Landes gemessen wurden, wies Schleicher zurück. „Wir können niemanden zwingen, an Pisa teilzunehmen“, sagte er. CHRISTIAN FÜLLER

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