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Archiv-Artikel

Tacke bleibt 65

Formal geht der Sprecher der Katholischen Kirche in Ruhestand, aber de facto bleibt der Bremer weiter an seinem Arbeitsplatz – für Gotteslohn

Von kawe

taz ■ „Im September bin ich wieder da“, hat sich gestern Wilhelm Tacke, der Sprecher der Katholischen Kirche in Bremen verabschiedet. Denn nach 41 Jahren „im Dienste des Papstes“, 16 davon als Presse-Arbeiter, hatte er seinen letzten Arbeitstag. Sein Propst habe ihm gesagt, er müssen den Resturlaub noch „abfeiern“, und Ende August wird er 65. Also wird er in der nächsten Zeit nur „stundenweise“ im Büro sein – die Post machen und die Zeitungen durchsehen. Erst im September sei er wieder täglich für alle Fragen da, sagt Tacke.

Seit längerem ist klar: „Bruder Tacke“ macht weiter. Ehrenamtlich und für Gotteslohn. Gibt es denn wirklich nichts, worauf sich der katholische Kirchenmann mehr freut für seinen verdienten Ruhestand als die täglichen Anfragen wenig informierter Journalisten? Ja doch, sagt Tacke, da gibt es Buchprojekte, die nebenbei in Arbeit sind und für die ihm immer die nötige Zeit fehlt: Ein Buch über die Geschichte der Klöster in Bremen, beginnend beim „Paulskloster“ aus dem 12. Jahrhundert, liegt beim Verleger. Eine neue Geschichte der St. Johannis-Kirche ist längst nicht so weit. Im Grunde also eine Fortsetzung der Öffentlichkeitsarbeit.

So richtig die Beine hoch legen könne er schwer, sagt Tacke über Tacke. Seine Frau habe Verständnis dafür und wolle ihn nicht jeden Tag unzufrieden rotierend zu Hause haben.

Und vor allem: Seine Stelle ist gestrichen worden. Die Kirchensteuereinnahmen sinken, die Katholische Kirche muss sparen. Ob die Öffentlichkeitsarbeit gestrichen worden ist, weil Tacke früher schon gesagt hat, dass er weiter machen will? Jedenfalls ist derzeit kein Nachfolger im Stellenplan. Noch fünf Jahre, bis zu seinem 70. Geburtstag, will Tacke weiter machen, „so der Herrgott mich lässt“, sagt er.

Was Tackes Arbeit so populär macht, ist seine Offenheit und sein ausgeprägter Sinn für Humor. Zum Dienstjubiläum schenkte ihm „sein“ Propst (bitte mit “p“, Tacke kämpft unermüdlich dafür) die Karikaturen-Sammlung: „Katholisch und trotzdem o.k.“ Auf die Frage der taz, ob sich ein Kirchenmann nicht über den „Rummel“ um das Weihnachtsfest grämen müsse, sagt Tacke: „Als jemand, der die Werbetrommel für die katholische Kirche rührt, kann es ja gar kein besseres Fest geben.“

Warum der Katholiken-Sprecher seinen Beruf so liebt? Gerade wenn er einen Anruf mit einer wenig informierten Frage bekommt, „dann gerate ich in Höchstform“, gesteht Tacke. Das mache ihm viel Spaß bei der Arbeit, auf die er nicht verzichten will: „Ich bin halt Lehrer geblieben.“ Der 1938 in Wiedenbrück geborene Tacke hat Pädagogik studiert und als katholischer Grundschulehrer bei St. Marien in Walle begonnen. kawe