: Regionalflughäfen haben Sorgen
Während Hamburg ein sattes Plus meldet, haben die meisten kleineren Flughäfen Sorgen. In Hannover retten Billiganbieter wenigstens die Statistik, in Kiel hilft der Griff in die Staatskasse. Der Airport Bremen will keine Zahlen zur Finanzlage nennen
aus Bremen KLAUS WOLSCHNER
Nach dem Rückgang des Flugverkehrs als Folge des 11. September 2001 wachsen die Fluggastzahlen jetzt wieder – aber das ist nicht immer ein Zeichen für wirtschaftlichen Erfolg. Hannover zum Beispiel meldete kürzlich ein Plus von 1,1 Prozent der Fluggäste im ersten Halbjahr 2003 gegen über dem Vorjahr – aber gleichzeitig den Abbau von 50 Stellen, weil der Flughafen weniger verdient. Hintergrund ist das große Aufkommen von Billigfliegern, mit denen der Flughafen die Kapazitäten auslastet. Ohne die Billigflieger wäre der Flughafen weit unter den Vorjahreszahlen gelandet, sagt Geschäftsführer Gernd Henninghausen. Und schon im Vorjahr hatte es einen operativen Verlust von 2,6 Millionen Euro gegeben. Im Monat hat Hannover ein Passagieraufkommen von gut 400.000.
Kein Problem dieser Art hat der Hamburger Flughafen, wo zwischen 700.000 und 800.000 Fluggäste pro Monat registriert werden. Im ersten Halbjahr 2003 gab es ein Plus von 7,4 Prozent, teilt der Flughafen mit. „Billigflieger“ spielen für die Ökonomie des Flughafens keine Rolle.
Den Sog der Metropole bekommt zum Beispiel der Regionalflughafen Lübeck zu spüren. Hier steigen die Zahlen zwar, Lübeck hatte im Jahre 2001 noch im ganzen Jahr 213.000 Fluggäste, allein im ersten Halbjahr 2003 waren es schon 198.000 Fluggäste. Aber Lübeck lockt derzeit nur mit Ryanair als Billigflieger. Die Charterflüge, die es hier früher gab, wurden gestrichen – weil in Hamburg die Fluggastzahlen sanken und die Charter-Gesellschaften ihre Flüge auf Hamburg konzentrierten. Im Herbst könnte sich das wieder ändern, hofft der Airport-Sprecher.
Auch der kleine Flughafen Kiel-Holtenau hält sich mit Billig-Anbietern über Wasser. Gerade haben die schwarzgrün regierte Stadt und das rotgrün regierte Land über Rabatte und Marketing-Hilfen der European Air Express mehr als eine halbe Million Euro Unterstützung für die ersten zwei Jahre zugesagt, wenn die die Linienverbindung nach Köln/Bonn sicherstellt.
Die Konkurrenz aus Hamburg macht dem Bremer Stadtflughafen weniger Sorge als den Nachbarn aus Schleswig-Holstein. Zwar sei Hamburg „attraktiv als Standort“, aber „die Elbe ist eine Grenze“, sagt ein Bremer Flughafensprecher. Aufgrund der Verkehrssituation ist es eben unsicher, wie viel Zeit man von der Weser bis zum Hamburger Flughafen braucht, und das schreckt ab. Beim Fahrgastaufkommen liegt Bremen dennoch bei Minus 1,8 Prozent im ersten Halbjahr 2003 gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt hat Bremen ein Fluggastaufkommen von ca. 140.000 im Monat. Zahlen zur wirtschaftlichen Bilanz will der Bremer Flughafen nicht nennen.
Nicht nur im Norden, auch im Süden ist das regionale Einzugsgebiet des Bremer Airports durch den wachsenden Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) begrenzt. 5,5 Prozent Wachstum im ersten Halbjahr meldet „FMO“. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 673.356 Fluggäste gezählt, damit hat „FMO“ den Bremer Flughafen fast eingeholt.