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Archiv-Artikel

„Das Risiko ist zu groß“

Professor Eberhard Greiser, Arzt, Epidemiologe und Direktor des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) warnt vor den karzinogenen Hormonen

taz: Was würden Sie Frauen empfehlen, die Wechseljahrsbeschwerden haben?

Eberhard Greiser: Bei weniger heftigen Beschwerden würde ich empfehlen, diese zu ertragen. Denn die Risiken der Hormontherapie sind zu hoch. Sie haben ja ein Risiko für Herzinfarkt und Lungenembolie schon nach ein paar Wochen.

Sie würden nicht mal ein halbes Jahr Einnahme empfehlen?

Ja. Das Risiko ist zu groß. Mit einer Lungenembolie können Sie sterben, mit Herzinfarkt genauso. Bei der Hälfte der Herzinfarkte erleben die PatientInnen nicht einmal das Krankenhaus. Sie sterben vorher.

Ab wann steigt das Brustkrebsrisiko?

Das Brustkrebsrisiko steigt mit Sicherheit vom ersten Jahr der Einnahme an. Man muss davon ausgehen, dass Östrogene generell das Karzinomrisiko erhöhen, das heißt auch die Östrogene, die Frauen selbst produzieren. Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die durchgeführt wurden mit Frauen, die Hormone genommen haben. Dabei stellte sich heraus, dass die Frauen mit dem niedrigsten Östrogenspiegel das niedrigste Brustkrebsrisiko haben.

Östrogene sind ein natürlich vorkommendes Karzinogen. Und wenn sie von außen zu dem, was die Frauen selbst produzieren, noch etwas dazupacken, dann steigt natürlich das Risiko.

Es gibt Vergleiche mit Japan, wo viel weniger Frauen Brustkrebs bekommen.

Das heißt nicht, dass die Soja, die die Pharmaindustrie extrahiert, unter unseren Bedingungen wirkt. Ich kenne dieses Studien aus Japan. Die zeigen für japanische Frauen, die ja sehr viel seltener Wechseljahrsbeschwerden haben, dass diejenigen Frauen, die am meisten Soja zu sich nehmen, am seltensten solche Beschwerden haben. Die Studien sind gut. Bloß, es ist schon viel zu oft daneben gegangen, wenn man von der Ernährung auf die Inhaltsstoffe geschlossen hat und dann entsprechende Studien machte. Die meisten dieser Studien haben in Katastrophen geendet.

INTERVIEW: GUDRUN FISCHER