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Archiv-Artikel

WG von Kirche und Staat

Im Schatten der evangelisch lutherischen Kreuzkirche entsteht das neue Stadtteilzentrum Barmbek basch. Das Besondere ist die gemeinsame Arbeit von Kirche und öffentlichen Einrichtungen. Sogar ein einheitliches Logo gibt es

Höchst selten ist es, dass öffentliche Einrichtungen einträchtig mit der Kirche zusammenarbeiten. Dass die evangelische Gemeinde Alt-Barmbek mit sechs sozialen Vereinen und kommunalen Stellen unter ein Dach zieht, ist wohl einmalig in Hamburg. Das neue Stadtteilzentrum „Barmbek basch“ lädt heute zum Richtfest ein. Ab Herbst 2009 soll es kirchliche, kulturelle und soziale Angebote miteinander verzahnen.

Direkt neben der im Jahr 1962 eingeweihten Kreuzkirche werden das vierstöckige Zentrum sowie ein Wohnhaus entstehen. Eigentümer und Nutzer des Grundstücks ist die Kirchengemeinde. Dank der Zuschüsse der Stadt, des Bundes und der Fernsehlotterie der ARD könne die Kirche den Vereinen und Bewohnern bezahlbare Mieten anbieten, sagt Pastor Ronald Einfeldt. Fünf Millionen Euro kostet das Vorhaben Barmbek basch insgesamt.

In das rund 1.700 Quadratmeter große Stadtteilzentrum werden neben der Gemeinde unter anderem die Bücherhalle Dehnhaide, eine Altentagesstätte und zwei Beratungsstellen für Familien des Bezirks Hamburg-Nord ziehen. „So können wir unsere Angebote besser miteinander verknüpfen“, sagt Anke Amsink, Geschäftsführerin des Kulturhauses Dehnhaide, das ebenfalls das neue Zentrum bezieht.

Amsink hofft darauf, dass mit der räumlichen Dichte mehr Menschen den Mut fassen werden, zum Beispiel die Erziehungsberatung des Bezirks aufzusuchen. „Wenn so viele Einrichtungen in einem Haus sitzen, kann von außen niemand sehen, in welches Büro man geht“, sagt sie.

Dass in Barmbek ein großer Bedarf an Beratung besteht, da sind sich Pastor Einfeldt und Amsink sicher. Es gebe einen hohen Anteil an Hartz IV-Empfängern im Viertel. „Das liegt an den kleinen Wohnungen und günstigen Mieten“, glaubt der Gemeindevorsteher. Durch verschiedene Quartiersprogramme seit den 90er Jahren sei Barmbek zum Glück davor bewahrt worden, abzurutschen.

Das vermeintlich raue Klima in Barmbek bleibt zumindest im Namen des Projekts bestehen. In den 30er und 40er Jahren standen die Jugendlichen des Stadtteils im Ruf, gerne zu provozieren und sich zu prügeln. Barmbek wurde fortan als „basch“, also derb und ruppig, bezeichnet. Das frühere Schmuddelimage dient der Gemeinde von Ronald Einfeldt und seinen Partnern nun als gemeinsames Aushängeschild. „Wir wollen Fundraising betreiben“, sagt der Pastor und betont dabei das englische Wort besonders.

Mit dem betriebswirtschaftlichen Begriff meint Einfeldt den gemeinsamen Auftritt und sogar ein gemeinsames Logo. Dieses besteht aus dem Schriftzug Barmbek basch mit sieben darüber schwebenden Kreisen. Den besonders dicken Kreis in der Mitte stellt die Kirche dar. Die um sie herum tanzenden, kleineren Kuller symbolisieren die sechs Projektpartner. Ob die bisher einmalige Partnerschaft von Dauer ist, hängt wesentlich von den jeweiligen Vereinen ab. „Jede Einrichtung muss sich finanziell natürlich selbst tragen“, sagt Einfeldt. UTA GENSICHEN