: Nach Zumthor: Keine Schnellschüsse
Topographie-Symposium legt Grundstein für Neubeginn, aber auch für weiteres Vorgehen am „Ort der Täter“: Bund bleibt Bauherr, Architektenwettbewerb für neues Gebäude. Architektenpräsident warnt Stiftung vor Brachen-Lösung
„Schnell, schnell“, fordern die einen. „Gemach, gemach“ sagen die anderen – und zu diesen zählt der neue Bauherr der „Topographie des Terrors“ – der Bund. Elf Jahre nach der im Mai 2004 abgebrochenen Zumthor-Planung zeigt man im Kanzleramt keine Neigung, eine unüberlegte Entscheidung über die Zukunft des NS-Dokumentationszentrums zu fällen. Man habe nach dem Ende des Zumthor-Entwurfs „eine neue Situation“, die aber weiter beinhalte, diesem „Ort gerecht werden zu müssen“ und die Topographie „als Gedenkzentrum des NS-Terrorsystems“ auszubauen, sagte Knut Nevermann als Vertreter von Kulturstaaatsministerin Weiss gestern auf einem großen Symposium zur Zukunft des Gestapo-Geländes.
Nach Ansicht Nevermanns ist auch klar, dass 2005 oder 2006 ein neuer Bauwettbewerb stattfinden müsse. Und selbst über die Kosten könne wieder geredet werden. Nevermann: „Die Realisierungskosten setzen sich aus dem Bedarf und dem architektonischen Programm zusammen.“ Nur über eines will der Bund nicht verhandeln: darüber, dass die von Berlin auf den Bund gewechselte Bauherrenfunktion unangetastet bleibt.
Mit Sicherheit hat das Symposium gestern einen Neubeginn nach dem jahrelangen Gezänk um dem komplizierten Entwurf Zumthors eingeläutet. Der Auftritt Nevermanns – wie auch der anderer Teilnehmer – wird der Topographie-Stiftung jedoch einige Hoffnungen genommen haben, selbst Bauherr zu werden. So hatten sich Topographie-Geschäftsführer Andreas Nachama und Stiftungsmitglied Christine Fischer-Defoy – wie übrigens auch CDU-Chefin Angela Merkel – für eine schnelle Lösung zur Bebauung ausgesprochen – indem sie eine minimalistische Gestaltung und die Beibehaltung der existierenden Brache – wie in einem längst obsoleten Konzept von 1983 – forderten. Nachama: „Die offene Wunde, das Gelände, muss sichtbar bleiben.“
Außerdem sollte die Stiftung zukünftig mit als Bauherr fungieren, um „nicht ein zweites Mal zum hilflosen und fremdbestimmten Objekt eines allein behördlichen Bauregiments“ zu werden, wie Nachama klagte.
Der Bund, so Nevermann, werde die Stiftung beratend hinzuziehen. In der Vergangenheit war die Stiftung auch beteiligt: Sie war Mitauslober des Wettbewerbs 1993 und saß mit Architekten und Bauverwaltung bei Beratungen zusammen, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Auch der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Peter Conradi, warnte die Stiftung vor Alleingängen. Für das gescheiterte Projekt seien zwar wesentlich der Architekt und die unfähige Berliner Baubehörde, „insbesondere Baudirektor Stimmann“, verantwortlich. In Richtung Nachama sagte Conradi, auch ein zukünftiges Gebäude müsse von hoher Qualität sein. Das sollte durch einen Wettbewerb entschieden werden. Es sei auch fahrlässig, jetzt den Ort nicht gestalten zu wollen, sondern ihn in seiner leeren Form zu belassen. Außerdem sei die Stiftung Topographie des Terrors kein Bauherr, dafür „fehlt ihr einfach die Erfahrung“. Der Neubau sollte vom Bund gesteuert werden. ROLA