: Vergewaltigung als Kriegswaffe
Amnesty international wirft dem Sudan Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. In der Krisenregion Darfur werden Vergewaltigungen systematisch als Kriegsstrategie eingesetzt
NAIROBI epd/dpa/taz ■ Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat die sudanesische Regierung direkt für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Konfliktregion Darfur verantwortlich gemacht. Viele der „systematischen Angriffe“ arabischer Milizionäre und sudanesischer Armeeangehöriger auf Zivilisten in der westsudanesischen Provinz richteten sich gegen Frauen, und Vergewaltigungen würden als Kriegswaffe eingesetzt, prangerte die in London ansässige Organisation in ihrem gestern veröffentlichten Sudanbericht an. Die heute „schlimmste humanitäre Krise“ sei durch Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgelöst worden, für die die Regierung in Khartum verantwortlich sei. Mehrere tausend Frauen und Mädchen seien in den vergangenen 17 Monaten den brutalen Übergriffen der Milizen zum Opfer gefallen.
Mehrere hundert Interviews mit Darfur-Flüchtlingen hätten ein erschreckendes Bild ergeben, sagte Pollyana Truscott, Darfur-Koordinatorin der Menschenrechtsorganisation, in Nairobi. So berichteten Frauen von Massenvergewaltigungen vor den Augen der eigenen Familien. So zitiert der Bericht eine 37-jährige Flüchtlingsfrau: „Sie sind glücklich, wenn sie vergewaltigen. Sie singen, wenn sie vergewaltigen. Dann sagen sie uns, wir seien bloß Sklaven.“
Mit den Vergewaltigungen wollten die Dschandschawid den Widerstand in den Dörfern brechen und den sozialen Zusammenhalt zerstören, sagt Erwin van der Borght, stellvertretender Leiter des Afrikaprogramms von amnesty international. Der sudanesischen Regierung warf er vor, bis heute nichts gegen die Überfälle zu unternehmen. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr tun, um die Menschen zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Den Darfurkonflikt bezeichnen die Vereinten Nationen als die derzeit schwerste humanitäre Katastrophe. 30.000 Menschen sollen bislang ums Leben gekommen sein. 1,2 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Der sudanesischen Regierung wird vorgeworfen, die Milizen zu unterstützen.
Die Friedensbemühungen für die sudanesische Krisenregion Darfur haben am Wochenende einen schweren Rückschlag erlitten. Gespräche zwischen Regierung und Rebellengruppen seien für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, erklärte ein Vermittler der Afrikanischen Union in Addis Abeba. WG
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