linke wahlalternative
: Kampf der Kulturen

Offiziell gibt es die Berliner Sektion der linken Wahlalternative noch nicht einmal, da kracht es bereits im Gebälk. Typisch linkes Sektierertum, typisch Berlin, möchte man meinen. Sicher lässt sich über Sinn und Zweck des Volksbegehrens zur Abwahl des rot-roten Senats streiten. Doch im Streit mit ihrem Bundesvorstand muss man den Berliner Aktivisten ausnahmsweise Recht geben. Ihnen die schnelle Gründung eines Landesverbands zu verweigern und stattdessen von oben herab einen kommissarischen Landeskoordinator aufzudrücken – damit macht der Bundesvorstand genau den Charme zunichte, den diese linke Wahlalternative tatsächlich ausmachen könnte: den einer basisdemokratischen und bewegungsnahen Partei von unten.

KOMMENTARVON FELIX LEE

Zugleich macht dieser Streit noch etwas anderes deutlich: Zwischen frustrierten Gewerkschaftern und ehemaligen SPD-Kadern auf der einen Seite und linken Bewegungsaktivisten auf der anderen klafft im Umgang miteinander die Schere noch meilenweit auseinander. Es reicht halt nicht, diffus für mehr Arbeit und soziale Gerechtigkeit zu sein. So wie die einen unter politischer Arbeit das Ausklüngeln in Ausschüssen, das Absitzen auf Ratssitzungen und das Abnicken auf Parteitagen verstehen, sind für die anderen kilometerlange Latschdemos und ergebnislose Diskussionen bis zum Abwinken der politische Alltag. Um die Kluft zu überwinden, können beide sicherlich voneinander lernen.

Eins steht aber fest: Parteitaktische Erwägungen wie der erste Flirt mit der PDS sollten momentan keine Rolle spielen. Die werden sicherlich früher oder später nicht ausbleiben. Aber damit schon im Frühstadium zu beginnen – das haben nicht mal die Grünen vor über 25 Jahren gewagt.