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Archiv-Artikel

Behörde kein Umweltpartner

Zu zwei Dritteln abgeschlossenes Öko-Audit der Umweltbehörde liegt auf Eis. Dafür feiert sie reihenweise entsprechend zertifizierte Unternehmen

Die Umweltbehörde hat zwar schon viele Unternehmen zu einem EU-Öko-Audit oder zur Einführung eines anderen Umweltmanagementsystems motiviert, sie selbst ist jedoch im Anlauf zu einer entsprechenden Zertifizierung stecken geblieben. Insidern zufolge liegt der zu rund drei Vierteln bewältigte Auditierungsprozess seit fast drei Jahren auf Eis. Jetzt hat ihn Umweltstaatsrätin Herlind Gundelach erneut zumindest zurückgestellt.

Bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems wird der gesamte Betrieb systematisch auf seine Umweltauswirkungen hin untersucht. Mit Fragebögen werden zunächst die Emissionen und der Ressourcenverbrauch erfasst – vom Radiergummi bis zum Kubikmeter Toilettenspülwasser. Dann entwirft der Betrieb ein Umweltprogramm mit detaillierten Zielen. Ein Umwelthandbuch beschreibt die Zuständigkeiten und Verfahren beim Umweltmanagement. Regelmäßige Betriebsprüfungen sollen sicherstellen, dass der Betrieb seiner öffentlich erklärten Verpflichtung gegenüber der Umwelt nachkommt.

Unternehmen, die ein Umweltmanagementsystem einführen oder im Rahmen des Programms „Unternehmen für Ressourcenschutz“ investieren, bietet die Behörde an, der Umweltpartnerschaft Hamburg beizutreten. Die Firmen dürfen mit dem Logo für sich werben und werden vom Senat mit Vertrauen belohnt. Sie dürfen sich verstärkt selbst kontrollieren, können auf vereinfachte Genehmigungsverfahren hoffen und werden bei Rechtssetzungsverfahren frühzeitig beteiligt.

Nach Lage der Dinge könnte die Umweltbehörde selbst nicht Umweltpartnerin werden. Unter dem grünen Umweltsenator Alexander Porschke wurde zwar der Ist-Zustand abgefragt und ein Umwelthandbuch entworfen. Dann unterbrach aber der Machtwechsel zu Schwarz-Schill die Arbeit. Die Verschmelzung der Umwelt- mit der Gesundheitsbehörde beanspruchte die nötigen Ressourcen.

Nach der jüngsten, vorgezogenen Bürgerschaftswahl hat die nunmehr allein regierende CDU eine erneute Reorganisation beschlossen. Jetzt gilt es, eine neue Mammutbehörde für Stadtentwicklung und Umwelt zu schaffen, so dass das Öko-Audit wieder hintanstehen muss. Die Behörde sah sich gestern nicht in der Lage, hierzu Stellung zu nehmen. Gernot Knödler