: Nationalpark rechtswidrig gelocht
Auf Langeoog wird seit zweieinhalb Jahren illegal im Nationalpark Golf gespielt – keinen stört das. Langeoog hat sich mit einem Bußgeldbescheid freigekauft
Langeoog taz ■ „Der Golfplatz auf Langeoog ist illegal. Der muss weg“, ist sich Claus Schulz von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven sicher. So kategorisch und klar wünscht sich der/die BürgerIn die Hüter des Wattenmeeres. Allein, ihr Donner hält keinen echten Golfer vom einputten ab. Denn, auf Langeoog wird munter weiter eingelocht. Und dies seit Juli 2001 - illegal versteht sich.
Seit der Umwandlung der Nationalparkverordnung in ein Gesetz, 2001 noch unter einer SPD - Landesregierung, befindet sich das Gelände des heutigen Golfplatzes im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. In keiner der drei Schutzzonen des Parks ist Golfen erlaubt. Zwar eliminierte die Landesregierung an anderer Stelle die Schutzwürdigkeit einer Fläche und stellte sie den Langeoogern für einen neuen Golfplatz zur Verfügung. Doch die nutzen ihren alten Golfplatz bis heute weiter.
„Wir haben der Gemeinde schon ein Bußgeldbescheid überstellt“, versucht Wilhelm Frerichs, stellvertretender Landrat des Kreises Wittmund zu beschwichtigen. Der Kreis ist die zuständige Aufsichtsbehörde für die Gemeinde Langeoog. Die schlappen anderthalb tausend Euro blätterten die Inselgolfer hin und schlugen weiter ihre Bälle. „Wir halten still, weil wir denken, dass vielleicht in einem Jahr auf Langeoog ein neuer, dann legaler Golfplatz, existiert. Die Gespräche laufen“, entschuldigt sich Frerichs.
Weniger duldsam ist der BUND-Ostfriesland in Aurich. „Das Bußgeld ist peanuts für die Golfer. Wir haben den Landkreis aufgefordert, den Golfplatz zu schließen. Geschieht das nicht, wird Strafanzeige gestellt“, stellt Lutz Mallach vom BUND klar. Und weiter: „Eine weitere Nutzung der geschützten Flächen bedeutet ihre Zerstörung.“ Gerade zur Brutzeit würden Vögel, soweit sie sich noch ins Gelände trauen, mit Golfbällen beschossen. Seltene Pflanzenarten, ein wesentlicher Grund für die Unterschutzstellung, würden von Golfern zertrampelt.
Ähnlich wie auf Langeoog wünschen sich fast alle Inseln einen Golfplatz. Damit lockt man zahlungskräftige Urlauber, weiß die Stadt Norderney. Bislang hat nur sie einen 9-Lochplatz. Der wurde aber schon 1927 gebaut. Jetzt pocht Norderney natürlich auf Bestandsicherung. Durch eine Bürgerbefragung wurde eben auf Borkum und Wangerooge zum Entsetzen der Golfvereine ein entsprechender Spielplatz abgelehnt. Baltrum und Spiekeroog sind zu klein; die Juister sind pfiffig. Sie golfen nach eigenen Regeln am Strand oder fahren zum Putten aufs Festland.
Thomas Schumacher