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gaddafiEin neuer Freund und Helfer

So einfach kann Versöhnung sein. Etwa drei Milliarden Dollar an die richtigen Stellen – und schon kann der traditionelle „Schurkenstaat“ Libyen mit seinem international geächteten Herrscher Muammar al-Gaddafi auf die Wiedereingliederung in die Gemeinschaft respektierter Staaten hoffen, mit denen man Geschäfte treibt und Politik macht. In diesem Falle zählt also doch Geld sowie ein kleines, voraussichtlich folgenloses Eingeständnis, für – juristisch schon ad acta gelegte – Terroranschläge verantwortlich zu sein.

Kommentarvon DOMINIC JOHNSON

Von unliebsamen Regimen wie Nordkorea, Kuba oder Iran verlangen die USA und ihre Verbündeten im Kampf gegen Schurkentum üblicherweise grundsätzliche innen- oder verteidigungspolitische Veränderungen, zielen also auf die Substanz des jeweiligen staatlichen Selbstverständnisses ab. Der Umgang mit Libyen ist milder. Denn wenn der internationale „Krieg gegen den Terror“ auf der Stelle tritt und die Lage im Irak immer bedrohlicher aussieht, ist es wichtig, nicht auch noch Irrlichter wie Gaddafi zum Feind zu haben.

Es geht dabei weniger um die rhetorischen Fähigkeiten des libyschen Revolutionsführers, dessen Versuche zur Aufwiegelung der arabischen Massen noch nie funktioniert haben. Es geht um Libyens ständig wachsendes ökonomisches und politisches Gewicht in Afrika, mit dem Gaddafi durchaus in der Lage wäre, eine Vielzahl schwacher Staaten zu untergraben oder komplett in die Riege der US-Gegner einzureihen. Damit könnte eine Horrorvision des Pentagons Realität werden: ein mit Terroristen und organisierter Kriminalität durchsetztes Afrika.

Ein Wettbewerb zwischen den USA und Libyen um Macht und Einfluss in Afrika entlang der Frontlinien des „Krieges gegen den Terror“ würde diesem eine neue, für den Westen hochgefährliche Wendung geben. Als Kooperationspartner aber ist Libyen von großem Wert bei der Neutralisierung einer unübersichtlichen Weltregion. Und schließlich hat auch die Regierung in Tripolis reichlich mit bewaffneten Islamisten zu tun.

Der berühmte Satz in der neuen US-Sicherheitsstrategie, wonach schwache und nicht starke Staaten die größte Bedrohung des Weltfriedens darstellen, findet damit eine Bestätigung unerwarteter Art. Auch der vorsichtige Umgang Washingtons mit Nordkorea und dessen mutmaßlichem Atomprogramm hat gezeigt: Mit starken Gegnern suchen die USA eher einen Kompromiss.

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