: Das Ende der Körperlichkeit
Ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst der vergreisenden Gesellschaft. Von künftigem Krieg zwischen Alt und Jung ist die Rede, vom Hass derer, denen die Alten die Zukunft verbauen. Von Selbstherrlichkeit und Egoismus der älteren Generation, die den Jungen die Luft zum Atmen nimmt.
Die Alten werden an die Front gerufen, gegen ihre Entmündigung und Marginalisierung, gegen den Altersrassismus in unserer Gesellschaft. Sie sollen eine Revolution anzetteln und sich eine Machtposition erobern, damit man ihnen nicht ihr Selbstbewusstsein, ihren Arbeitsplatz, ihre Biografie raubt. Nebenbei ist eine ganze Industrie damit beschäftigt, das Alter so gut es geht zu verdrängen. Beteiligt sind die Medizin, die Gentechnologie, die Kosmetik- und die Sportbranche.
Fakt ist, 2050 wird jeder Dritte in Europa ein alter Mensch sein, jeder zehnte Europäer ist dann über 80 Jahre alt. In Deutschland werden 2050 sogar knapp 40 Prozent der Menschen über 60 Jahre alt sein. Doch jenseits dieser Prognosen zeigt die aufgeregte Diskussion: Es gibt eine große Unsicherheit im Blick auf das Alter. Zwar wissen wir, dass sich die Gesellschaft durch die Zunahme von alten Menschen verändern wird, dass Rollen und Regelungen neu erfunden werden müssen, dass es Auswirkungen auf alle politischen Bereiche haben wird, aber wie dieser Struktur- und Bedeutungswandel vonstatten gehen wird und was dabei herauskommt, wissen wir nicht. BASCHA MIKA
Wir dokumentieren eine taz-Veranstaltung zum Thema „Trau keinem unter dreißig“ in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin