unterm strich
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Die Debatte um die Christian-Friedrich-Flick-Sammlung geht weiter – neu entfacht durch den offenen Brief seiner Schwester Dagmar Ottmann in der Zeit. Während die Süddeutsche Zeitung auf das erstmalige öffentliche Hervortreten einer Frau des Flick-Clans abhebt, ist die Polemik der FAZ in seinem böswilligen Ton nur schwer nachvollziehbar (siehe Kommentar). Wir dokumentieren die Pressereaktionen in Ausschnitten.

Hans Leyendecker in der SZ: „In einem offenen Brief rechnet Dr. Dr. h. c. Dagmar Ottmann, geborene Flick, mit der Familie ab, die sich der eigenen Vergangenheit nicht angemessen stellen will […]. Dagmar Flick war im Clan immer eine Außenseiterin. Die Brüder studierten Jura oder Betriebswirtschaft, sie interessierte sich für Literatur, was der Großvater possierlich fand.“

Der FAZ-Feuilleton-Chef Patrick Bahners bezichtigt Dagmar Ottman „verschwörungstheoretischer Phantasie“. „Alle Netze lassen sich auftrennen, nur in die Familie bleibt man verstrickt. […] Welche Motive eine Schwester leiten, die ihrem Bruder die einfachste moralische Empfindung abspricht, entzieht sich öffentlicher Erörterung. Die Opfer sind jedenfalls nicht darauf angewiesen, daß ihnen die reiche Erbin eines verurteilten Kriegsverbrechers ihre Stimme leiht.

Eckhard Fuhr in der Welt: „Glaubt sie wirklich, dass man dem Publikum Flicks Sammlung erst zeigen darf, wenn es weiß, was ein mit Drittmitteln ausgestatteter Geschichtsprofessor samt Doktoranden und Hilfskräften über die Flicks herausgefunden hat? Muss der Weg der zeitgenössischen Kunst über den zeitgeschichtlichen Forschungsstand führen? […] So darf man das Publikum und die Kunst nicht unterschätzen.“