: Wenn das der Vater wüsste
Die Vorwürfe gegen Monika Hohlmeier (CSU) häufen sich, doch noch immer ist sie als bayerische Kultusministerin im Amt. Bis die Strauß-Tochter ihren Posten räumt, muss noch so einiges geschehen
VON JÖRG SCHALLENBERG
Halali. Die Treibjagd ist in vollem Gange. Seit die bayerische Noch-Kultusministerin und Ex-Münchner-CSU-Sumpf-Oberschlange Monika Hohlmeier vor ein paar Wochen jenen grünen, blauen oder möglicherweise auch blau-grünen Schnellhefter auf den Tisch knallte – der dereinst vermutlich im Haus der bayerischen Geschichte ausgestellt wird – und Parteikollegen zwecks Züchtigung mit unliebsamen, weil wahrscheinlich zutreffenden Enthüllungen drohte, hat in der Partei die Hatz begonnen. Über diverse Medien von der „Süddeutschen Zeitung“ bis zu den „Nürnberger Nachrichten“ werden von streng anonymen CSU-Quellen in schöner Regelmäßigkeit neue Vorwürfe gegen Monika Hohlmeier gestreut, was viel über die ausgeprägte Intrigenfähigkeit der Christsozialen und einiges über die Instrumentalisierbarkeit einer Presse auf der Jagd nach Exklusivgerüchten aussagt. Zuletzt hieß es, dass Hohlmeier Staatsbeamte für Parteizwecke missbraucht, ihren Ehemann Michael auf eine gut dotierte Stelle gehievt und nebenbei renitenten Schulleitern aus Franken mit, siehe da, Dossiers gedroht habe. Weil das tägliche Abarbeiten neuer Anti-Moni-Schlagzeilen ziemlich ermüdend wirkt, hat die taz ihre sämtlichen Topsecret-Quellen in Bayern auf einen Schlag abgezapft. Ein kleiner Ausblick.
Die Kopieraffäre
Am 10. August meldet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf einen „intimen Kenner“, dass Hohlmeier einen Staatssekretär im Kultusministerium beauftragt habe, ihren Redetext für den letzten CSU-Parteitag auf einem Kopierer zu vervielfältigen, der aus der Parteikasse bezahlt wurde. Die Grünen im bayerischen Landtag schäumen: „Das ist eine fast schon kriminelle Vermengung von Partei- und Staatsinteressen, wie wir sie in diesem Ausmaß zuletzt bei den Amigoaffären von Franz Josef Strauß erlebt haben.“
Das Benetton-Komplott
Am 14. August titelt das Münchner Boulevardblatt Abendzeitung: „Jetzt ist Hohlmeier nichts mehr heilig!“ Wie ein „Strauß-Kenner“ berichte, habe die Strauß-Tochter die Familiengruft in Rott am Inn an ein Sightseeing-Unternehmen vermietet, um ihren Kindern teure Markenklamotten und Luxusspielzeug aus den USA zu finanzieren. Hohlmeier, von Edmund Stoiber zur Stellungnahme genötigt, begründet den Schritt mit ihrem pädagogischen Auftrag: „Ich weiß doch am besten, wie gnadenlos in bayerischen Schulen selektiert wird. Die Kinder brauchen das, um mitzuhalten.“
Das Pfeifentonband
Dem Münchner Privatsender Radio Arabella wird am 16. August ein Tonband zugespielt. Darauf hört man die verzerrte Stimme eines Mannes, der detailliert beschreibt, wie Hohlmeier den Hausmeister des Kultus- und Wissenschaftsministeriums am Münchner Odeonsplatz eiskalt erpresst hat, um statt Wissenschaftsminister Thomas Goppel das schönste und größte Büro zu ergattern – angeblich mit der Drohung: „Sie haben doch drei kleine Kinder. Meinen Sie, dass Sie in Ihrem Alter noch einen neuen Job bekommen, wenn wir Sie, sagen wir mal, wegen Diebstahls entlassen?“ Weil der Mann auf dem Tonband hörbar Pfeife raucht, fällt der Verdacht auf Minister Goppel. Dieser dementiert entrüstet, aber sein Chef Edmund Stoiber tobt: Er droht, die beiden Ministerien wieder zu einem zu verbinden und beide Amtsinhaber rauszuwerfen. Die taz titelt begeistert: „Zusammenlegung jetzt!“
Die frühen Dossiers
Das kostenlose Wochenblatt Nymphenburger Werbe-Spiegel hat am 18. August nach „Hinweisen aus einem CSU-Ortsverband“ recherchiert, dass Monika Hohlmeier als Schülerin am Münchner Dante-Gymnasium systematisch Dossiers über ihre Lehrer angelegt und diese in einem blauen, weißen oder möglicherweise auch blau-weißen Schnellhefter mit sich geführt hat, den sie bei mündlichen Stegreifprüfungen demonstrativ auf ihren Tisch geknallt haben soll mit den Worten: „Hier ist auch über Sie was drin.“
Das Al-Moni-Video
Am 20. August zeigt das Magazin „quer“ des Bayerischen Fernsehens ein Video, auf dem Hohlmeier offenbar mit Getreuen aus der Münchner Jungen Union eine Enthauptung nachgestellt hat. Der Film soll innerparteilichen Gegnern regelmäßig vor wichtigen Abstimmungen vorgespielt worden sein. Die Bild fordert: „Jetzt muss Stoiber seine Ministerin einen Kopf kürzer machen.“ Hohlmeier rechtfertigt sich mit dem Verweis auf „subtilen Druck, der im politischen Tagesgeschäft leider oft notwendig ist“.
Das Ende
Der Spiegel verbreitet am 20. August eine Vorab-Meldung: Das Magazin hat einen Informanten zum ehemaligen Staatssekretär und Strauß-Vertrauten Holger Pfahls in die Gefängniszelle geschmuggelt. Dem hat Pfahls Dokumente übergeben, die beweisen, dass die Millionenprovisionen des Waffenhändlers Karl-Heinz Schreiber für Panzer- und Flugzeugverkäufe nicht für Max Strauß, sondern für Monika Hohlmeier bestimmt waren. Ihr Spitzname sei „Spürpanzer Moni“ gewesen. Monika Hohlmeier setzt sich mit ihrem Ehemann nach Brasilien ab. Im Bayernkurier verspricht ihr Edmund Stoiber dennoch „freies Geleit“ und „eine fünfte Chance“.