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Archiv-Artikel

Wallraff mit Zugeständnis

Nach Stasi-Vorwürfen Schlagabtausch mit Birthler-Behörde. Wallraff zeigt Bedauern über DDR-Einschätzung

BERLIN dpa ■ Nach den jüngsten Stasi-Vorwürfen gegen den Schriftsteller Günter Wallraff hat dessen Anwalt die Neutralität der Stasiunterlagen-Behörde in Frage gestellt. Journalisten hätten die nun veröffentlichten Unterlagen einsehen können, bevor er und sein Mandant über ihren Inhalt informiert worden seien, sagte der Hamburger Anwalt Helmuth Jipp gestern. Behördensprecher Christian Booß wies die Darstellung zurück und betonte, dass sich die Behörde korrekt verhalten habe.

Nach dem jetzigen Stand der Aktenauswertung gibt es nach Angaben von Behördenchefin Birthler Hinweise auf eine aktive Tätigkeit Wallraffs als Stasi-Informant für den Zeitraum 1968 bis 1971. Wallraff hat auch die jüngsten Vorwürfe zurückgewiesen und will sich am Montag in Köln ausführlich äußern.

„Ich gehörte damals zu denen, die zu lange die DDR als reformierbar ansahen“, sagte Wallraff gestern im Nordwestradio. Er habe Menschenrechtsverletzungen in der DDR nicht thematisiert: „Das fehlt heute in meiner Arbeit. Das bedauere ich.“ Er habe „nicht im Lager“ von Franz Josef Strauß, des Springer-Verlags und des konservativen ZDF-Journalisten Gerhard Löwenthal sein wollen. Diese hätten faschistische Regime gerechtfertigt.