: Obamas Frau für die Gesundheit
Ihre Ernennung kommt keinen Tag zu früh. Am Montagnachmittag will US-Präsident Barack Obama die Gouverneurin von Kansas, Kathleen Sebelius, zu seiner Gesundheitsministerin ernennen. Für Mittwoch hat er einen wegweisenden Gesundheitsgipfel im Weißen Haus einberufen.
Zuvor hatte Obamas Lieblingskandidat, der renommierte Sozialpolitiker Tom Daschle, seine Kandidatur Anfang Februar zurückziehen müssen. Seine Ehrlichkeit beim Steuerzahlen und Abstinenz von Lobbyjobs, wie sich erst kurz vor Daschles Nominierungsverfahren herausstellte, ließen arg zu wünschen übrig.
Doch mit der 60-jährigen Demokratin aus dem Mittleren Westen wurde, so viel ist sicher, eine würdige Nachfolgerin gefunden. Verdient hat es Kathleen Sebelius, die die Gerüchteküche schon auf etlichen anderen Posten wähnte, allemal. Im Wahlkampf zählte Sebelius zu Obamas unermüdlichsten Helferinnen. Sie war eine der ersten prominenten Demokratinnen, die sich hinter den Newcomer stellte und damit gegen seine Widersacherin Hillary Clinton. Sebelius hat sich bereits als Gouverneurin für eine Gesundheitsreform eingesetzt. Ihr großes Plus sei, so US-Kommentatoren, dass sie wirklich Empathie für all die Millionen US-Bürger besitzt, die über keine Krankenversicherung verfügen. Stets betonte sie, es müsse sichergestellt werden, dass trotz steigender Kosten mehr Menschen Versicherungsschutz erhielten.
Im konservativen Kansas, wo der Staat traditionell als feindliche Institution abgelehnt wird, sorgte die wiedergewählte Sebelius dennoch für mehr staatliche Mittel für Kliniken, die als Sicherheitsnetz für Bedürftige gelten. Außerdem wurde unter ihrer Regierung die Krebsvorsorge ausgeweitet. Bei den damit einhergehenden Kämpfen gegen die republikanische Opposition bewies die Gouverneurin diplomatisches Geschick, ein weiteres Plus für ihren Job in Washington.
Allerdings machte sie sich die religiöse Rechte mit ihrer Befürwortung der Abtreibungsrechte und der Stammzellforschung zu erklärten Feinden. Vergangenes Jahr forderte der Erzbischof von Kansas, Sebelius – selbst katholisch, verheiratet, Mutter zweier Söhne – dürfe wegen ihrer Haltung nicht mehr die heilige Kommunion empfangen.
Zwar hatte Sebelius, nachdem ihr Name im Nominierungskarussell immer wieder fiel, im Dezember erklärt, sie wolle in Kansas bleiben, weil die dortigen Haushaltsprobleme ihre volle Aufmerksamkeit erforderten. Nun wird sie die Frau an Obamas Seite, die eines seiner wichtigsten und unmöglichsten Projekte schultern soll: die Gesundheitsreform. Daran scheiterte bereits die frühere First Lady Hillary Clinton. ADRIENNE WOLTERSDORF