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Archiv-Artikel

Seltene Offensivschlacht

Der VfL Wolfsburg gewinnt beim 1. FC Köln mit 3:2 und klettert hurtig auf den vierten Tabellenplatz

köln taz ■ Es waren just 160 Sekunden gespielt, als sich Marino Biliskov massiv benachteiligt fühlte. Wütend rannte der Innenverteidiger des VfL Wolfsburg auf Schiedsrichter Markus Schmidt los. Der wollte nach einer Ecke ein klares Foul von Jörg Heinrich an ihm nicht mit einem Strafstoß ahnden, sondern zeigte nach einem Pfiff stoisch gen Wolfsburger Tor. Biliskov griff sich an den Kopf, seine Mimik verriet veritable Verzweiflung. Erst der Jubel ließ ihn begreifen: Trotz Behinderung hatte sein Kopfball den Weg ins Tor gefunden, Schmidt hatte auf Vorteil erkannt. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Ball reingeht“, erklärte Biliskov hinterher lächelnd diese merkwürdige Miniatur. Auch am Ende nämlich bejubelten die Wolfsburger einen 3:2-Auswärtssieg beim 1. FC Köln.

Die kuriose Führung der vorher auswärts torlosen Niedersachsen bildete den Auftakt zu einer seltenen Offensivschlacht. Der Gast spielte Vabanque: Ohne Absicherung in der Abwehr stürmten die „Wölfe“ mit einem zusätzlichen Mittelfeld-Mann zunächst überaus erfolgreich gegen das Kölner Tor, denn in der 26. Minute sorgte Petrov für das 2:0. „Ich habe ein bisschen Angst gehabt, weil wir so offensiv gespielt haben“, bekannte Biliskov, „denn wenn du einen Fehler machst, ist keiner mehr da“.

Die somit zahlreichen Chancen der Kölner nutzte nach einem Stellungsfehler von Petrov erstmals Scherz (35.), nach einem Ballverlust Thiams glich der Ukrainer Woronin (60.) zum 2:2 aus. „Da muss er den Ball wegschlagen“, sagte dazu Wolfsburgs Trainer Jürgen Röber, überhaupt müsse man eine 2:0-Führung „ruhiger runterspielen“.

Diesem Tadel folgte indes dickes Lob: „Es spricht für die Mannschaft, dass sie nach dem Ausgleich zurückkommt und gewinnt“, so Röber, der sich erst nach Klimowicz‘ Siegtor in der 73. Minute wieder beruhigen wollte. Trotz Tabellenplatz vier will Röber „die Kirche im Dorf lassen“. Biliskov formuliert den eigenen Anspruch angriffslustiger: „Wenn du oben mitspielen willst, musst du in Köln gewinnen.“ Erik Eggers