Kein Wunder von Potsdam

Hertha BSC mit Nullnummer im Europapokal. Auch eine Kino-Aufführung tut keine Wunder: Hertha-Profis wollten mit Sönke Wortmanns neuen Film Mut auftanken

Es wirkt nicht: In der Bundesliga noch kein einziger Sieg in dieser Saison, und nun ein blamables 0:0 in der ersten Runde des Uefa-Cups, zwar immerhin gegen den polnischen Liga-Zweiten Groclin Grodzisk. Was ist nur in die Berliner Hertha gefahren?

Was schon in der Wirtschaft zählt, ist im Sport noch wichtiger: Psychologie. Den nötigen Psycho-Kick wollten sich die Profi-Kicker am Abend zuvor im Kino holen - im Potsdamer UCI. Da durfte es nach Informationen der taz schon eine Extra-Preview des Film „Das Wunder von Bern sein“, der die Spieler zu ihrem gestrigen Auftritt im Olympiastadion puschen sollte.

Der neue Film von Sönke Wortmann kommt zwar erst am 16. Oktober in die Kinos; die Hertha -Kicker um Fredi Bobic konnten sich die rührselige Geschichte, die um das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954 kreist, schon vorab anschauen. Damals gewann Deutschland, dessen Armee zehn Jahre zuvor Europa in Schutt und Asche gelegt hatte, kurz vor Schluss drei zu zwei gegen Ungarn. Ein ganzes Land feierte.

Genutzt hat es der Hertha wenig. Zwar mühten sich die Herthaner vor nur 10.000 Zuschauern redlich, erarbeiteten sich auch einige Großchancen, aber die polnischen Spieler machten immer wieder geschickt die Räume eng: nur selten ein Durchkommen für die Hertha. Und kurz vor Schluss wären die Polen mit einem Konter beinahe erfolgreich gewesen.

Hertha BSC sieht nun schweren Zeiten entgegen. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen fragen, ob sie im falschen Film gewesen sind. Munter gerätselt werden darf, welches epochale Filmwerk die Hertha-Profis am Samstag schauen. Am Sonntag kommen schließlich die Küsten-Kicker vom HSV zum Bundesliga-Kellerduell ins Olympiastadion. „Fluch der Karibik“ ist jedenfalls nicht zu empfehlen. ROT