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Archiv-Artikel

Vergeltung im Nahen Osten

Nach dem Selbstmordanschlag in Haifa bombardiert Israels Luftwaffe ein Ausbildungslager des Islamischen Dschihad bei Damaskus. Syrien kündigt Beschwerde beim Weltsicherheitsrat an

JERUSALEM/DAMASKUS dpa ■ Zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn wächst die Gefahr eines neuen Krieges. Nach einem blutigen Selbstmordanschlag auf ein Restaurant in der nordisraelischen Hafenstadt Haifa hat die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag ein angebliches Ausbildungslager für Terroristen in Syrien angegriffen. Nach Angaben eines Militärsprechers wurden in dem Lager auch Mitglieder der radikalen Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad ausgebildet. Letztere hatte sich am Samstag zu dem Selbstmordanschlag bekannt, bei dem eine Palästinenserin mindestens 19 Israelis mit sich in den Tod gerissen und mehr als 50 zum Teil schwer verletzt hatte. International wurde der Anschlag scharf verurteilt. Doch auch der Angriff auf das Lager in Syrien zog Kritik auf sich. Syrien hat angekündigt, beim Weltsicherheitsrat Beschwerde einlegen zu wollen, und sprach nach der Attacke auf einen „zivilen Bereich auf syrischem Territorium“ von einer „schwer wiegenden Eskalation“.

Die 29-jährige Palästinenserin aus Dschenin im Westjordanland hatte vor dem Attentat von Haifa alle israelischen Sperren umgehen können. Zur Zeit des Anschlags war das arabisch-christliche Restaurant voll besetzt. Unter den Todesopfern waren mindestens 4 Araber. 37 Verletzte lagen am Sonntag noch in Krankenhäusern.

Palästinenserpräsident Jassir Arafat und der designierte Ministerpräsident Ahmed Kureia verurteilten den Selbstmordanschlag von Haifa. Die Tat richte sich gegen die nationalen Interessen der Palästinenser, erklärte Arafat am Samstagabend nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur WAFA. Die Arabische Liga berief für Sonntagabend eine Dringlichkeitssitzung ein. Der jordanische Außenminister Marwan Moascher nannte den „Angriff auf einen arabischen Bruderstaat“ eine „gefährliche Eskalation“, die die Region in eine „Spirale der Gewalt hinabreißen“ könne.

Die israelische Armee bezeichnete unterdessen den Luftangriff auf das angebliche Terror-Ausbildungslager Ain Sahel unweit von Damaskus als „Signal“ an die palästinensischen Terrororganisationen und an die sie schützenden Staaten. In dem angegriffenen Lager seien auch Mitglieder des Terror-Netzwerks al-Qaida ausgebildet worden. Mit iranischer Unterstützung seien dort Terroristen in Guerillakampf und Sabotage trainiert worden. Als Beleg veröffentlichte die Armee Ausschnitte aus einem iranischen Fernsehbericht über das Lager.

Die israelische Armee zerstörte in der Nacht zum Sonntag auch das Haus der Attentäterin von Haifa in Dschenin sowie zwei angebliche Waffenlager im Gaza-Streifen. Die Nord-Süd-Verbindungsstraße im Gaza-Streifen wurde durch zwei Straßensperren unterbrochen.

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